IT-Budgets in Europa sinken

24.05.2005
Während in den USA und Asien die IT-Ausgaben teilweise kräftig wachsen, sagt Gartner für Westeuropa dieses Jahr sinkende Zahlen voraus.

Weltweit sollen die IT-Ausgaben in diesem Jahr um 5,6 Prozent auf 2,6 Billionen Dollar steigen. Dabei liegt das Wachstum in Asien - vor allem dank China und Indien - bei neun Prozent und in den USA bei rund drei Prozent. Auf Dollarbasis gerechnet, nehmen auch die IT-Ausgaben in Westeuropa um 3,6 Prozent auf 697 Milliarden Dollar zu. In Euro sinken die Aufwendungen allerdings um acht Prozent. Ursache für diesen Negativtrend sind vor allem Frankreich, Italien und Deutschland. Allein in Deutschland fallen die Investitionen gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozent (auf Euro-Basis). Ein Ende dieser Entwicklung sehen die Analysten von Gartner nicht vor 2007. "Mangelndes Vertrauen in die Zukunft lässt die CIOs weniger ausgeben", erklärte Gartner- Vice-President Roger Fulton im Vorfeld der IT/Expo in Barcelona.

Falsche Prognosen

Leider hätten sich die Voraussagen des vergangenen Jahres nicht bewahrheitet, wonach CIOs sich in Europa wieder auf Wachstum ihrer Unternehmen einstellten und mehr in IT investieren würden, bedauerte Fulton. Zusätzlich behindert sieht er die Investitionen in aktuelleTechnologien durch neue regulatorische Bestimmungen: "In manchen Branchen frisst der Compliance-Druck fast den gesamten Investitionsanteil der Budgets. Viele Unternehmen haben zu lange gewartet und müssen jetzt die Dinge in aller Eile erledigen, was die Sache nicht billiger macht."

Wohl aufgrund dieser Nachfrageschwäche fühlte sich Research-Chef Peter Sondergaard bemüßigt zu betonen, dass die Herausforderungen für die IT in den nächsten Jahren keinesfalls kleiner würden: "Eine Reihe technischer und organisatorischer Veränderungen werden sich fast in jedem IT-Bereich gravierend auswirken."

Laut Gartner haben Anwenderunternehmen in den nächsten zwei Jahren einige Schlüsselentscheidungen zu treffen: Unternehmen müssen festlegen, wann sie aufhören, in heutige unternehmensweite Applikationen zu investieren. Automatische Investitionen in bestehende Softwarelandschaften können den künftigen Geschäftserfolg der Unternehmen negativ beeinflussen. Gartner empfiehlt deshalb, ein klares Vorgehen zum Abschneiden alter Softwarezöpfe zu entwickeln. "Schon bald werden die Hälfte aller neu entwickelten Applikationen auf Basis der Service Oriented Architecture (SOA) geschrieben sein", erklärte Gartner- Fellow Ken McGee. Die zunehmende Akzeptanz von SOA führt seiner Meinung nach dazu, "dass bis 2009 die Zahl der Software-entwickler in Anwenderunternehmen um 30 Prozent sinkt".

Ebenfalls entscheiden müssen die Anwender, wann ihre Organisationen auf Internet-Telefonie umsteigen sollen. Die Auguren prognostizieren, dass schon 2008 rund 80 Prozent aller PCs in europäischen Unternehmen mit VoIP-fähigen Kommunikations-Servern verbunden sein werden. Um die Migration in den Unternehmen voranzutreiben, empfiehlt Gartner, spezielle Arbeitsgruppen zu beauftragen, die sich mit den Implikationen für die IT und die Business-Seite beschäftigen.

Schlüsselentscheidungen

Dringend auseinandersetzen sollten sich Unternehmen auch mit der Frage, ob sie ihre IT-Infrastruktur nicht hauptsächlich aus externen Quellen beziehen möchten. Noch vor Ende des Jahrzehnts werde die entscheidende Frage bezüglich Outsourcing nicht mehr "warum?" lauten, sondern "wann?", sagt McGee voraus.

"Diese Entscheidungen müssen in den nächsten zwei Jahren gefällt werden", erklärte Sondergaard. Und obwohl die wirtschaftliche Lage alles andere als ideal sei, müssten IT-Organisationen diese Schlüsselentscheidungen treffen. Nur so könnten sie sich von einer Hilfsfunktion für das Geschäft (Business Enabler) zum Mitwirkenden (Business Contributor) entwickeln und so künftig in den Unternehmen noch eine zentrale Rolle spielen. (ciw)