ISDN-Geburtshilfe

17.11.1989

Von "ISDN, dem Beispiel, wie man es besser machen kann" war, begleitet von retrospektiver Postschelte, auf dem ISDN-Kongreß zu hören. Beklagt wurde auf der Marketing-orientierten Veranstaltung in erster Linie und einmal mehr mangelhaftes Marketing der Post.

Als ob es darum ginge. Geht es zur Zeit nicht vielmehr um leisetretendes Vermeiden von Vorschuß-Marketing zugunsten von kooperativer Geburtshilfe? Zwar kümmern sich Gott und die Welt um das hochgejubelte "Folgeprodukt der Digitalisierung", doch scheint seine Lebensfähigkeit sehr angezweifelt zu werden. Zu viele Randbedingungen bedürfen noch der Feinjustierung, bis es denn zu einer breiten Markteinführung über den Bedarf kommen kann.

Aber auch für Partei-Politiker ist "ISDN ein Beispiel, wie man es besser machen kann". Diesem Statement des Bundesbeauftragten für den Datenschutz schlossen sich in seltener Einmütigkeit "vollinhaltlich" zwei gestandene Post-Experten an. Peter Glotz von der SPD genauso wie Gerhard Pfeffermann von der CDU sehen eine Diskussion "wie bei der Kernenergie" heraufdämmern, wenn man den berechtigten Interessen der Bürger auf informationelle Selbstbestimmung nicht Rechnung trage. Ein schöner Erfolg für all die ISDN-Kritiker der ersten Stunde, die seit Jahren schon prozeßvorbereitend tätig waren, um über den Bundesgerichtshof die Datenschutzfeatures einzufordern, die die ISDN-Entwickler bei Post-, Industrie- und Normungsstellen jetzt offenbar freiwillig zu liefern bereits sind.