Investition in hollaendische Wafer-Fabrik Philips profitiert von der grossen Halbleiternachfrage

26.08.1994

MUENCHEN (CW/IDG) - Bei der Philips Electronics NV machen sich die Restrukturierungsmassnahmen bemerkbar. Im zweiten Quartal verdreifachte sich der Nettogewinn, die Umsaetze stiegen um knapp sieben Prozent. Nach den letzten Jahren, die von Abspeckaktionen und Kostenreduzierung gepraegt waren, plant der Konzern jetzt den Ausbau der Wafer-Produktion.

Im zweiten Quartal des laufenden Geschaeftsjahres, das am 30. Juni 1994 endete, erzielte Philips Electronics einen Umsatz von 14,3 Milliarden hollaendische Gulden oder umgerechnet 12,7 Milliarden Mark. Der im hollaendischen Eindhoven angesiedelte Konzern uebertraf damit das entsprechende Vorjahresquartal, in dem 11,9 Milliarden Mark erwirtschaftet worden waren, um 6,8 Prozent.

Eine beachtliche Steigerungsrate verzeichnet das niederlaendische Unternehmen beim Gewinn. Er betrug im zweiten Quartal dieses Fiskaljahres 357 Millionen Mark, was gegenueber dem vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres eine Verdreifachung bedeutet. Damals lag der Ertrag bei 104 Millionen Mark.

Im ersten Halbjahr erzielte Philips einen Umsatz von 24,8 Milliarden Mark, gegenueber dem entsprechenden Vorjahresergebnis von 24,1 Milliarden Mark eine Steigerung um knapp drei Prozent. Der Gewinn der ersten sechs Monate des laufenden Fiskaljahres lag bei 589 Millionen Mark. Er ueberstieg die Einnahmen des vergleichbaren Vorjahreszeitraums von 196 Millionen Mark um 204 Prozent.

Diese positive Entwicklung ist das Resultat von vier Jahren Restrukturierung und Kosteneinsparung. Allerdings wird das Ergebnis geschoent durch den Verkauf der 35prozentigen Beteiligung an der Matsushita Electronics Corp. und die Aufgabe der amerikanischen Ruestungs-Divi-sion. Gut abgeschnitten hat der Halbleitersektor, dessen Umsatz um 19 Prozent gewachsen ist. Weniger erfolgreich war die Abteilung Professional Products and Systems, zu der auch der Geschaeftsbereich Kommunikation gehoert. Sie erwirtschaftete um vier Prozent weniger.

Die Philips-Geschaeftsfuehrung beurteilt die Ergebnisse relativ positiv. Der Ausblick fuer das laufende Fiskaljahr sei weitaus guenstiger als noch ein Jahr zuvor. Der Absatz in den Vereinigten Staaten und Asien sei sehr gut, und die sich erholende wirtschaftliche Lage in Europa wirke sich ebenfalls positiv aus.

Die Zeiten, in denen Philips nur ans Abspecken und Sparen dachte, scheinen zu Ende zu gehen, und der hollaendische Konzern versucht, Weichen fuer die Zukunft zu stellen. So gab er diese Woche bekannt, dass er umgerechnet 445 Millionen Mark in die hollaendische Halbleiterfabrik Nijmegen investieren will, in der integrierte Schaltungen produziert werden.

Ab Ende 1996 sollen dort monatlich 10000 Acht-Inch-Wafer hergestellt werden. Anfang der 90er Jahre hatte Philips beschlossen, sich aus dem Geschaeft mit SRAM-Chips zurueckzuziehen, die bis dahin in der Produktionsstaette in Nijmegen produziert worden waren.

Im Vergleich zu der internationalen Konkurrenz, die sich vor allem in Hollywood engagiert, haelt sich Philips mit Uebernahmen sehr zurueck, beurteilt die "Financial Times". So habe Sony Columbia Pictures und Matsushita MCA, den Eigentuemer von Universal Pictures, gekauft.

Das Finanzblatt zitiert Philips-Finanzchef Dudley Eustace: "Wir sind immer noch ein vorsichtiges, hollaendisches Unternehmen." Vernuenftigerweise werde sich Philips dem Mediengeschaeft langsam naehern.