Deutsche Firma nutzt Voice over IP

Internet-Telefonie kann zur lukrativen Alternative werden

19.12.1997

Die Internet-Telefonie basiert auf Gateways, die Sprache in Datenpakete umwandeln und über das Internet-Protocol-(IP-)Netz an das dem Empfänger nächstgelegene Gateway versenden. Dort werden die Daten dann wieder in Sprache umgesetzt. Die Anwender verwenden dabei ihre Telefone wie im traditionellen Sprachverkehr. Sie wählen sich zum Ortstarif in das nächstgelegene Gateway ein und geben dann in einem Dialog die Nummer des Teilnehmers ein.

Die Sprachqualität wurde in den letzten zwei Jahren kontinuierlich verbessert. 1995 gab es noch systembedingte Sprachpausen von einer Sekunde und länger. Heute beträgt die Verzögerung weniger als 400 Millisekunden - Telefonexperten sehen 250 Millisekunden als noch akzeptabel an.

Zwar sind die Amerikaner beim Einsatz dieser Technik den Europäern noch um einiges voraus, doch auch hierzulande gibt es Abnehmer. So richtete zum Beispiel der ABC Bücherdienst einen auf Internet-Telefonie beruhenden Service zwischen Deutschland und Florida ein. In den USA übernehmen die Mitarbeiter die "zweite Schicht", wenn die Kollegen in Europa Feierabend haben. Die Anrufe werden dabei automatisch von Deutschland nach Amerika geroutet. Auf diese Weise ist das Unternehmen 18 Stunden pro Tag per Telefon erreichbar.

Auch die sogenannten Inter- net-Telephony-Service-Provider (ITSPs) bieten entsprechende Dienste an. Delta Three http://www.deltathree.com ist ein Beispiel. Das in Israel beheimatete Unternehmen betreibt in 15 Ländern Voice/IP-Gateways. Allerdings ist die Reichweite des Dienstes auf Orte begrenzt, in denen ein Gateway steht - ein Manko für Anwender, die viel unterwegs sind, denn sie können sich nicht lokal einwählen.

Damit aber Internet-Telefonie nicht auf bestimmte Service-Provider wie Delta Three beschränkt bleibt, müssen sich die Anbieter ähnlich selbstverständlich erreichen können, wie es die Netzzusammenschlüsse der internationalen Telefongesellschaften ermöglichen. Hier sieht Tom Evslin, Chairman und CEO bei ITXC, ein Problem. Seiner Meinung nach hatten die Carrier rund hundert Jahre Zeit, Tausende bilaterale Vereinbarungen auszuarbeiten, damit man zum Beispiel auch von Deutschland nach Nepal telefonieren kann.

Um diese zeitraubenden Verhandlungsprozeduren bei der Internet-Telefonie nicht wiederholen zu müssen, sind nach den Worten Evslins sogenannte Internet Telephony Exchange Carrier (ITXC) erforderlich. Diese Auffassung kommt nicht von ungefähr, den Evslins Firma ITXC bietet entsprechende Dienste an. Mit dem Service "Wwexchange" will Evslin die verschiedenen Internet-Telefonie-Anbieter zusammenschalten.

Ein Testprojekt unter der Bezeichnung "Free World Dialup" soll helfen, Erfahrungen im Umgang mit der noch jungen Technik zu sammeln. Der Amerikaner Jeff Pulver hat gemeinsam mit den Firmen CTI Authority, Dialogic und Vocaltec diesen weltweiten, kostenlosen Internet-Telefoniedienst eingerichtet. Unter http:// pulver.com können sich interessierte User einen Account einrichten. Allerdings darf der Service nicht für wirtschaftliche Zwecke genutzt werden. Deutschen Anwendern bleibt der Dienst mangels eines entsprechenden Gateways vorerst versperrt.