Zu viele Unwägbarkeiten für Betreiber

Internet-Radio fristet Nischendasein

25.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Weltweit auf Sendung: Das Internet dient auch als Übertragungsmedium für unzählige Radioprogramme. Wegen technischer Beschränkungen sowie ungeklärter Rechtsfragen stellt das Web-Radio jedoch derzeit keine Konkurrenz für den klassischen Hörfunk dar.

Radio ohne Grenzen - eine ganze Reihe von Stationen erlauben es Surfern, ihre Hörprogramme auch als Live-Stream via Internet abzurufen. Intersurfradio.de beispielsweise gehört zu den Oldies der deutschen Web-Radios: Seit März 1999 läuft das Programm, das pro Tag durchschnittlich 4000 Personen abrufen.

Ob solche Angebote dem klassischen Radio den Rang ablaufen, ist angesichts der Fülle an ungeklärten Fragen jedoch eher ungewiss. Beispiel Übertragung: Beim klassischen Rundfunk werden Funkwellen in alle Richtungen abgestrahlt und können innerhalb der Senderreichweite von einer beliebig großen Menge von Endgeräten praktisch überall empfangen werden. Die für das Internet-Radio nötigen Server erlauben dagegen nur eine begrenzte Zahl an gleichzeitigen Übertragungen.

Erschwerend kommt hinzu, dass als Empfangsgerät in der Regel ein PC genutzt wird. Reine Web-Radios verkaufen sich schlecht. Der Hersteller Philips versuchte vor einiger Zeit, in den USA ein Hifi-System mit integriertem Internet-Radio zu etablieren, hatte damit nach Angaben von Pressesprecher Georg Wilde jedoch "keinen großen Erfolg". Eine Schlappe musste auch 3Com einstecken: Der Hersteller ließ sein Web-Radio "Kerbango" wieder in der Versenkung verschwinden. Trotzdem glaubt Philips weiterhin an das Internet-Radio. Laut Wilde stellt es "zwar keinen völligen Ersatz, aber zumindest eine Ergänzung" zum klassischen Radio dar. Einen Vorteil sieht er in der Möglichkeit der Personalisierung des Angebots, außerdem sei die Tonqualität dank Komprimierungstechniken bereits heute besser als beim UKW-Empfang.

Deshalb hat der Hersteller eine Mini-Hifi-Anlage entwickelt, die neben dem Hören von CDs oder normalen UKW-Sendern auch den Empfang von Tonübertragungen aus dem Web erlaubt. Dazu muss die "MC-i200" via Kabel und DSL-Router mit dem Internet verbunden werden. Die Anlage ist seit September auf dem Markt und kostet etwa 500 Euro.

Die Entwicklung der Internet-Radios wird zudem durch die nicht völlig geklärte rechtliche Situation gebremst. Momentan benötigen Betreiber von Web-Radios zwar noch keine ausdrückliche Lizenz durch die Landesmedienanstalten, auch müssen die Surfer zumindest bis Ende 2004 noch keine GEZ-Gebühren für die Nutzung von Web-Radio-Stationen entrichten. Wer Musik über das Web ausstrahlt, muss jedoch - wie klassische Hörfunkanbieter auch - Gema-Gebühren bezahlen. Angesichts dieser Herausforderungen für die Betreiber sieht denn auch Rainer Tief, Leiter der Hauptabteilung Multimedia beim Bayerischen Rundfunk, in den Internet-Radios zum jetzigen Zeitpunkt "absolut keine Bedrohung" für den terrestrischen Radioempfang. (ave)

Links

Radio im Internet (Auswahl)

www.intersurfradio.de

www.jazzfm.com

www.surfmusik.de

portale.web.de/Musik/Radio

www.radiojump.com