Triathlon für das E-Business

Internet-Dienstleister March First fasst Fuß in Deutschland

10.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Der US-amerikanische Internet-Dienstleister March First musste vor kurzem einen herben Kursrutsch seiner Aktien hinnehmen. Das Unternehmen war weit unter den Erwartungen der Finanzanalysten geblieben und wurde von den Anlegern dafür abgestraft. Hierzulande kennt die Company solche Sorgen noch nicht, die deutsche Niederlassung meldet kräftiges Wachstum.

Drei Säulen, oder im Firmenjargon "Disziplinen", sind es, auf die sich March First stützt: Strategieberatung, Marketing und Internet-Technologie. Das Unternehmen ist im Frühjahr aus dem Merger des Softwarespezialisten Whittman-Hart mit der Web-Agentur US Web/CKS sowie dem Beratungshaus Mitchell Madison hervorgegangen. Für Wolfgang Zillessen, ehemals Berater bei Arthur D. Little und jetzt Deutschland-Chef von March First, war die Fusion eine logische Konsequenz aus den veränderten Bedingungen, die die Digitalisierung der Wirtschaft mit sich bringt. "Für unsere Kunden ist es besser, die drei Disziplinen aus einer Hand zu beziehen", sagt er, "nicht nur weil die Übergabe eines E-Business-Projekts schneller erfolgt, sondern weil es heute gar nicht mehr möglich ist, die einzelnen Bereiche sequenziell abzuarbeiten." Die Transformation in das Internet-Geschäft verlange eine Verzahnung sämtlicher Aufgabenfelder, weil etwa die Kenntnis technischer Möglichkeiten Einfluss auf die strategische Ausrichtung habe.

Dennoch hat es zumindest in Deutschland den Anschein, dass die Company noch mit einem Marketing-Übergewicht zu kämpfen hat. Von den rund 380 Mitarbeitern hierzulande beschäftigen sich rund 130 mit dem Thema Markenaufbau und -pflege, während rund 110 Beschäftigte für die technischen Aufgaben zuständig sind - für eine Firma, die sich das Thema E-Business-Integration auf die Fahnen geschrieben hat, ist dies eher ein Missverhältnis. "Wir bräuchten deutlich mehr Techniker", räumt Zillessen ein, "erfahrungsgemäß sollte das Verhältnis Beratung, Marketing und Technik eins zu zwei zu drei ergeben."

Es fehlt noch an MitarbeiternErschwerend komme hinzu, dass durch immer komplexer werdende E-Business-Projekte auch insgesamt der Bedarf an Mitarbeitern wächst. Zwar will Zillessen seine Mannschaft bis Mitte nächsten Jahres auf rund 500 Beschäftigte ausbauen, angesichts des Fachkräftemangels weiß er jedoch, dass dies leichter gesagt als getan ist. Noch muss das Unternehmen auf die Muttergesellschaft zurückgreifen.

Doch der Deutschland-Verantwortliche gibt sich optimistisch. Seit seinem Eintritt in das Unternehmen Anfang Juni habe man eine Reihe neuer Kunden gewinnen können, und die Entwicklung der Unternehmenszahlen gebe Anlass zu positiven Erwartungen. Allein im jetzt abgelaufenen dritten Quartal verzeichnete die deutsche Sektion von March First ein 64-prozentiges Umsatzwachstum und liegt damit deutlich über dem weltweit erzielten Plus von 24 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sei der Umsatz hierzulande um 23 Millionen auf 59 Millionen Mark angestiegen, zum Ende des Jahres 2000 werden Einnahmen von 85 Millionen Mark angepeilt. Das Gesamtunternehmen erzielte im dritten Quartal einen Umsatz von 369,4 Millionen Dollar, für die ersten neun Monate beläuft sich der Betrag auf 1,1 Milliarden Dollar und steht einem Nettoverlust von 436 Millionen Dollar gegenüber, in denen allerdings die außergewöhnlichen Kosten der Fusion enthalten sind.