Interne Entwickler bleiben gefragt

11.04.2007
Für viele Unternehmen sind interne Entwickler weiterhin unverzichtbar. Standardsoftware, Outsourcing und Offshoring ändern jedoch die Anforderungen.
Der Vertrieb hat die meisten Sonderwünsche, danach folgt die IT-Organisation selbst.
Der Vertrieb hat die meisten Sonderwünsche, danach folgt die IT-Organisation selbst.

Der Siegeszug der Standardsoftware ist unbestritten, doch weigert sich die Fraktion der Individualsoftwerker beharrlich, das Schlachtfeld zu verlassen. Dafür wäre es auch zu früh, denn die Mehrzahl der Unternehmen hält sich weiterhin eine interne Entwicklungsmannschaft. Mit Anpassungen der Standardpakete wollen Firmen in erster Linie einen Wettbewerbsvorteil erzielen. Zudem gibt es häufig keine passenden Programme von der Stange für spezielle Einsatzgebiete. Doch auch vor den internen Individualisten macht die Entwicklung der Branche nicht halt, berichten die Marktforscher von Forrester Research in einer aktuellen Studie.

Maßkonfektion als Ziel

Demnach fließen die Softwarebudgets großer europäischer Unternehmen immer noch zu 26 Prozent in Eigenentwicklungen. In kleinen und mittleren Unternehmen liegt der Anteil immerhin noch bei 23 Prozent. Drei Viertel der Befragten unterhalten laut Forresters "European Software Services Survey" eine interne Entwicklungsmannschaft, die Standardsoftware anpasst oder neue Anwendungen schreibt. Die befragten Firmen versprechen sich von ihren Investitionen in eine eigene Softwaremannschaft in erster Linie mehr Wettbewerbsfähigkeit. Primäre Aufgabe der Experten ist es, die Standardsoftware individuell anzupassen (Customizing), um fehlende Funktionalität zu ergänzen und sich vom Wettbewerb abzuheben. Kommt statt Software von der Stange eine Individualentwicklung zum Einsatz, betonen die Unternehmen zu zwei Dritteln, dass diese Software einzigartig sei und einen Wettbewerbsvorteil darstelle. 60 Prozent erklären, sie müssten deshalb selbst entwickeln, weil es für ihr Problem keine Standardsoftware gebe.

Jedoch müssen sich auch interne Entwickler an ein verändertes berufliches Umfeld gewöhnen: Die Studie stellt fest, dass Unternehmen Routineaufgaben vermehrt auslagern und ihre internen IT-Mannschaften reduzieren. Folglich spielen externe Servicepartner eine zunehmend wichtige Rolle. Immerhin 74 Prozent der Befragten heuern zusätzlich externe Entwickler an, 53 Prozent geben Wartungsaufgaben nach außen, 40 Prozent lassen sich bei der Implementierung von Standardsoftware helfen, und 37 Prozent nutzen externe Kapazitäten für Softwaretests. Die verbleibenden internen IT-Profis erhalten neue Rollen. Sie sind als Manager, Consultants sowie Architekten und Designer von Systemen gefragt. Softwareentwickler müssten ihre Aufgaben neu definieren und als "Business Enabler" auftreten. Ihr Job sei es künftig, Alternativen aufzuzeigen, wie sich die Kernprozesse im Unternehmen optimal unterstützen ließen.

Forrester empfiehlt Firmen, im Rahmen einer Sourcing-Strategie klare Auswahlkriterien dafür zu erarbeiten, wann Anwendungen extern entwickelt werden sollen, welche Software sich in Form von Standardpaketen einführen lässt und unter welchen Umständen im eigenen Haus programmiert werden soll. Da die internen Ressourcen knapper werden, sei es sinnvoll, gemischte interne und externe Teams einzusetzen. Die eigenen Entwickler sollten das Unternehmen kennen und Branchen-Know-how mitbringen, die externen Kräfte vor allem das technische Wissen. (hv)