EMCs Chief Technology Officer Mark Lewis zur Übernahme von Legato und Documentum

"Intelligenz zusammen mit den Daten speichern"

21.11.2003
ORLANDO (kk) - Durch die Übernahme von Legato und Documentum baut Speicherspezialist EMC sein Softwareportfolio erheblich aus. Mit Mark Lewis, EMCs Chief Technology Officer und Chef des Bereichs Open Software, sprach CW-Redakteurin Kriemhilde Klippstätter auf der Storage Networking World über die Produktstrategie des Unternehmens.

CW: Was waren die Gründe für die Übernahme von Legato statt, sagen wir, Veritas?

LEWIS: Für das, was wir tun müssen, war Legato der am besten geeignete Partner.

CW: Was muss EMC denn tun?

LEWIS: Uns fehlten bislang bestimmte Schlüsseltechnologien insbesondere im Bereich Daten- und Content-Management.

CW: Fehlen wozu, was ist der Hintergrund?

LEWIS: Wir wollen den Anwendern Lösungen anbieten, mit denen sie ihre Daten vollständig verwalten können. Das verstehen wir unter ILM, Information-Lifecycle-Management.

CW: Dieses Schlagwort ist derzeit ja in aller Munde. Wie sieht ILM in der Praxis aus?

LEWIS: Daten ändern im Lauf der Zeit ihren Wert für das Unternehmen. Sie müssen also migriert, wieder aufgefunden und bewegt werden. Dazu bedarf es Mechanismen, und wir verfügten bislang nicht über alle dafür notwendigen Techniken.

CW: Was steuert Legato für die Zukunft bei?

LEWIS: Lösungen zur Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften und für das Daten-Management sowie für Backup und Replikation. Hinzu kommen Legatos gute Kundenbasis und starke Marktposition.

CW: Was bezwecken Sie mit der Übernahme von Documentum?

LEWIS: Als wir im Zuge der Entwicklung unserer ILM-Strategie mit den Anwendern sprachen, wurde klar, dass sie eine Infrastruktur benötigen, die über ihre Applikationen hinweg nutzbar ist. Gleichzeitig sehen sie sich damit konfrontiert, die gesetzlichen Vorschriften zu erfüllen, die Daten wieder zu finden und die Datensätze zu verwalten. Im Wesentlichen geht es darum, die Intelligenz zusammen mit den Daten zu speichern. EMC kann Daten sichern, replizieren und dergleichen. Aber die Content-Manager haben ein viel besseres Wissen um den Datensatz und die Information selbst.

CW: Viele Beobachter erwarteten, dass sich EMC im Bereich File-Systeme verstärken würde - auch um sich gegen Netapp zu positionieren.

LEWIS: Das schien der logisch nächste Schritt zu sein. Aber wenn Sie eine Datei speichern, dann wissen Sie nichts über deren Inhalt. Das Beste, was wir heute mit hochkomplexen File-Systemen machen können, ist, Daten gemeinsam zu nutzen. Das ist alles. Aber Anwender wollen mehr.

CW: Also Integration und Automatisierung?

LEWIS: Unbedingt. Deshalb halten wir auch die individuellen Layer im Speicher-Stack offen. Wir werden keine proprietären Lösungen in den Layern einbauen.

CW: Welche Rolle spielt dabei die einzelne Applikation?

LEWIS: Der Unterschied zu heute wird sein, dass die Anwendung selbst ILM beherrscht. Im Lauf der Zeit, wenn immer mehr Applikationen ILM-fähig sind, dann bildet sich daraus eine Infrastruktur. So wie heute ein Speicher- Array in ein Netz eingeklinkt wird: Dem ist egal, ob es zehn Anwendungen dient oder Hunderten. Es liefert ein gewisses Maß an Storage-Qualität. Wir glauben, dass ILM bei der Software für die Datenverwaltung das Gleiche leistet. ILM muss mit all den Applikationen integriert sein. Wenn Sie hundert Anwendungen haben und nur mehr einen Record-Manager, dann ist das gegenüber jetzt eine erhebliche Kostenersparnis.

CW: Wer stellt die Regeln auf?

LEWIS: Derjenige, der für die Anwendung und das Business verantwortlich ist, wird Regeln aufstellen, und es wird Vorschriften von Seiten des Unternehmens und der Infrastruktur geben.

CW: Benötigt man dafür nicht mehr Intelligenz und Wissen über die Applikation?

LEWIS: Das war der Grund für die Übernahme von Documentum. Wir hoffen, damit die notwendige Anwendungsintelligenz mit der Infrastruktur, über die wir bereits verfügen, verschmelzen zu können.

CW: Sie wollen also Produkte und Techniken kombinieren? Aber einige EMC-Programme sind eng mit den Symmetrix-Speichern verwoben.

LEWIS: Im Bereich Plattform-Software für unsere Speicher-Arrays ändert sich an den Basistechniken nichts. Aber bei den so genannten Open-Software-Produkten kombinieren wir Funktionen aus zugekauften Programmen zu einer Lösung. Wir führen derzeit die Entwicklungsteams von EMC und Legato zusammen, damit diese Integration schnell passiert. Wir werden die Produktpalette Zug um Zug verringern.