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Intel steigert Nettogewinn trotz Umsatzschwund

16.10.2002
Trotz 686 Millionen Dollar Nettogewinn sind Analysten enttäuscht von Intels Quartalszahlen - insbesondere wegen der bescheidenen Bruttomarge und Prognose.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der US-amerikanische Halbleiterkonzern Intel hat gestern nachbörslich seine mit Spannung erwarteten Zahlen zum dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres vorgelegt. Nachdem die Intel-Aktie zum Nasdaq-Fixing zunächst um gut neun Prozent auf 16,52 Dollar zulegte, fiel das Papier nach Bekanntwerden des aus Anlegersicht enttäuschenden Ergebnisses um 13 Prozent auf 14,39 Dollar.

Andy Bryant: "Wir müssen weiter umsichtig Kosten senken und Geld sparen."
Andy Bryant: "Wir müssen weiter umsichtig Kosten senken und Geld sparen."

In seiner Bilanz weist Intel für das abgeschlossene Quartal einen Nettogewinn von 686 Millionen Dollar oder zehn Cent pro Aktie aus. Im desolaten Vergleichsquartal des Vorjahres war der Profit um 94 Prozent auf 106 Millionen Dollar oder zwei Cent je Anteischein eingebrochen. Abzüglich außergewöhnlicher Belastungen im Zusammenhang mit Zukäufen meldet Intel aktuell einen Proforma-Gewinn von elf Cent pro Aktie; die Wall Street hatte hier laut Thomson First Call mit 13 Cent je Anteilschein gerechnet. Sowohl die Wireless als auch die Communications Group erwirtschafteten operative Verluste; einzig die für die PC- und Server-Prozessoren zuständige Architecture Group schrieb schwarze Zahlen.

Der Umsatz betrug im Dreimonatszeitraum 6,5 Milliarden Dollar und entsprach der Analystenprognose. Im Berichtszeitraum des Vorjahres lagen die Einnahmen bei 6,55 Milliarden Dollar. Für das laufende vierte Quartal erwartet der Konzern allerdings nur 6,5 bis 6,9 Milliarden Dollar Umsatz und deutet damit an, dass er die Prognose der Wall Street von laut Thomson First Call 6,92 Milliarden Dollar wahrscheinlich verfehlen wird.

Noch mehr enttäuschte Beobachter die gegenüber dem vorhergehenden Quartal bei 49 Prozent stagnierende Bruttomarge (eine Sonderbelastung durch die Schließung des Web-Hosting-Geschäfts mitgerechnet). Im Juli hatte Intel noch angekündigt, die Marge auf 51 Prozent steigern zu wollen. Auch für das vierte Quartal soll der Wert bei 49 Prozent statt der erhofften 51 liegen. "Von verpasster Execution hört man bei Intel selten, aber genau das ist hier der Fall", bemängelt Douglas Lee von Banc of America Securities.

Finanzchef Andy Bryant begründete die Malaise mit der Umsatzschwäche und ausgebliebenen zuvor erhofften Einsparungen bei den Produktionskosten. Intel werde deswegen seine Investitionen für das Gesamtjahr von ursprünglich angepeilten 5,5 Milliarden Dollar und zuletzt prognostizierten fünf bis 5,2 Milliarden Dollar auf 4,7 Milliarden Dollar reduzieren.

Auf der Habenseite berichtete COO (Chief Operating Officer) Paul Otellini, Intel habe im Prozessormarkt im Laufe des Quartals um drei Prozentpunkte zugelegt - vermutlich auf Kosten von Advanced Micro Devices (AMD), das Preissenkungen und neue Produkte wohl am direktesten zu spüren bekam. Eine exakte Zahl nannte Otellini zwar nicht; Beobachter schätzen Intels Marktanteil aber auf rund 80 Prozent.

"Wir sind in der Situation, dass wir unseren Marktanteil steigern konnten, unsere Ausgaben beschnitten und unseren Headcount verringert haben", erklärte Bryant, "aber die Nachfrage ist schwach." Nachdem in letzter Zeit die Fertigungskosten meist um drei bis vier Prozent pro Quartal gedrückt wurden, sei dies im letzten Vierteljahr nicht möglich gewesen. Dazu kämen noch Überkapazitäten bei älteren Fertigungsprozessen. "Solange sich unser Geschäft nicht stärker erholt, müssen wir weiterhin umsichtig Kosten senken und Geld sparen", bilanzierte der Finanzchef. (tc)