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Intel-Chef Grove über Energie- und Umsatzverluste

12.12.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Vorsitzende des Verwaltungsrats von Intel, Andrew Grove, äußerte sich mit gedämpftem Optimismus in seiner Keynote auf dem International Electron Device Meeting, das diese Woche in San Francisco stattfindet. Die Umsätze der Halbleiter-Branche seien im Jahr 2001 weltweit um 30 Prozent auf 140 Milliarden Dollar gegenüber 200 Milliarden Dollar im Vorjahr zurückgegangen. Intel war laut Grove weniger stark betroffen und musste einen Umsatzrückgang von 21 Prozent auf 26,5 Milliarden Dollar hinnehmen. Obwohl sich die Branche nach dem Boom der 90er Jahre in einer einmalig schwierigen Situation befinde, habe er wenig Hoffnung, dass sich die Lage in absehbarer Zukunft entspannen werde, so Grove. Die Industrie sei an der Entwicklung nicht schuldlos. Man habe zu lange darauf gebaut, dass sich der Boom endlos fortsetzen werde, und sich schlecht

auf den Abschwung vorbereitet. Unternehmen hätten zum Beispiel früher Überkapazitäten abbauen und Chip-Fabriken schließen können.

Auch die technischen Entwicklungen seines eigenen Hauses kritisierte Grove ungewöhnlich offen. Der Wirkungsgrad der Intel-Prozessoren sei katastrophal. Während ältere Chips noch einen Energieverlust von zwölf bis 15 Prozent aufwiesen, betrage er bei den neuesten Modellen rund 40 Prozent. In einigen Jahren werde er bei 60 bis 70 Prozent liegen, schätzt Grove. Problematisch sei die durch den hohen Stromverbrauch verursachte Wärmeentwicklung. Wenn man das Problem nicht löse, werde das zum technologischen Stillstand führen, da das nach dem Intel-Mitgründer Gordon Moore benannten Moore´sche Gesetz durchbrochen werde. Gemäß dieser Regel verdoppelt sich die Rechenkapazität eines Chips alle jährlich.

Teilentwarnung gab der Intel-Wissenschaftler Mark Bohr. Man entwickle bereits neue Materialien, um die Energieverluste zu minimieren. Damit lasse sich das Problem für die nächsten acht bis zehn Jahre umgehen. "Wenn uns bis dahin jedoch nichts Neues einfallen sollte, wird es ernst", so Bohr. (lex)