Zentrum für Bildungsforschung:

Institute brauchen Mitarbeiter mit EDV-Kenntnissen

27.02.1978

MÜNCHEN (hz) - Die unbegrenzten Speichermöglichkeiten sowie das simulieren von Problemsituationen bezeichnete Dr. Fritz K. Bedall von Staatsinstitut für Bildungsforschung und Bildungsplanung in München als "Zukunft der EDV-Aufgaben und Vorhaben in der Bildungsforschung." Er bedauerte daß auf dem Geistes- und sozialwissenschaftlichen Sektor Mitarbeiter fehlen, die gewohnt sind, mit der EDV umzugehen.

Für viele wissenschaftliche Institute, die auf empirischer Basis arbeiten, stellt sich die Frage, wo und von wem die statistische Analyse der Daten mittels EDV vorgenommen werden soll. In der Regel stehen staatliche, kommunale oder private Rechenzentren zur Verfügung, an denen die Auswertungen durchgeführt werden können. Meist stellen diese Rechenzentren jedoch keine oder nur geringe Manpower zur inhaltlichen Planung und Auswertung der Arbeiten ihrer Kunden bereit. Mitglieder der Institute müssen alle Arbeiten selbst von A bis Z durchführen. Dies wird problematisch, wenn den Institutionen Mitarbeiter fehlen, die gewohnt sind, mit EDV umzugehen - was auf dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Sektor nicht selten ist. Man kann dann die verschiedensten Grade der Bemühungen beobachten, die Schwierigkeiten zu überwinden. Vom Institutsmitglied, das sich spezialisiert auf die für das Institut relevanten Aspekte der EDV bis zur Spezialabteilung mit eigenen Computer kommen alle Abstufungen vor. Es dürfte deshalb interessieren, welche Lösung das Zentrum für Bildungsforschung gefunden hat, um mit dem Problem EDV fertig zu werden. Im Zentrum für Bildungsforschung sind insgesamt fünf Institute: Vier Staatsinstitute und ein Universitätsinstitut zusammengefaßt. Staatsinstitute sind Einrichtungen, die als nachgeordnete Behörden von Ministerien spezielle Problembereiche mit wissenschaftlichen Methoden untersuchen. Sie haben keinen Lehrauftrag. Die Aufgaben der Staatsinstitute regelt ein Jahresprogramm, das jährlich mit der vorgesetzten Behörde, in diesem Fall dem Kultusministerium, aufgestellt wird. Im einzelnen existiert im Zentrum für Bildungsforschung das Staatsinstitut für Bildungsplanung: Es unterstützt das Kultusministerium bei der Weiterentwicklung des bayerischen Bildungswesens durch Anwendung der Verfahren moderner Bildungsforschung und durch methodische Bildungsplanung.

Frühpädagogik fördern

Das Staatsinstitut für Frühpädagogik hat die Aufgabe, in enger Verbindung mit der Praxis die Entwicklung der Frühpädagogik durch wissenschaftliche Forschung zu fördern, indem es insbesondere Forschungsprojekte auf der, Gebieten der Früherziehung und Entwicklungspsychologie betreibt, die Früherkennung von Entwicklungsstörungen und Lernbehinderungen zu verbessern sucht und Verbesserungen in der Aus- und Weiterbildung der sozialpädagogischen Fachkräfte anregt. Das Institut hat insgesamt 50 Mitarbeiter, davon sind 30 mit Forschungsarbeiten betraut.

Das Staatsinstitut für Hochschulforschung und Hochschulplanung dient der Weiterentwicklung des bayerischen Hochschulwesens. Das Institut hat insgesamt 20 Mitarbeiter, davon sind 12 mit Forschungsarbeiten betraut. Das Institut für Unterrichtsmitschau und didaktische Forschung konzentriert sich auf die Aufzeichnung unterrichtlichen Geschehens zu Studienzwecken und den Aufbau einer empirisch fundierten didaktischen Theorie.

Schon in der Konzeptionsphase des Zentrums für Bildungsforschung wurde ins Auge gefaßt, bestimmte Aufgaben, die in allen Institutionen anfallen, zentral einzurichten. Die zentrale EDV-Stelle hat sechs Mitarbeiter: Einen Mathematiker, der kompliziertere statistische Fragen bearbeitet und Versuchsplanfragen betreut, einen Programmierer, der das Computersystem kennt, einen Informatiker, der auf Textverarbeitung spezialisiert ist sowie einen Programmierer, der sich auf die Simulation bestimmter Situationen im Bildungssystem konzentriert. Darüber hinaus sind eine Programmiererin und eine Datentypistin bei der Zentralstelle beschäftigt.

Zur Durchführung ihrer Arbeiten stehen ein Bildschirm, ein Kartenleser sowie ein Schnelldrucker zur Verfügung. Der Jahresetat der Zentralstelle beträgt 300000 Mark. Etwa zwei Drittel entfallen auf Personalkosten, der Rest auf Sachmittel. Mieten für die an den Rechner angeschlossenen Geräte sind darin nicht enthalten.

Zur Zukunft von EDV-Aufgaben und Vorhaben in der Bildungsforschung gilt es, zwei Bereiche besonders herauszustellen. Der erste Bereich betrifft die nahezu unbegrenzten Speichermöglichkeiten des Computers, es ist hier eine Datensammlung denkbar, die der Planung große Dienste erweisen könnte. Leider ist die Möglichkeit kostenintensiv. Der zweite Bereich betrifft das Simulieren von Problemsituationen im Computer. Im Verein mit Optimierungsstrategien steht hier eine Möglichkeit ins Haus, die gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Vereinzelte Aufsätze in der Fachliteratur zeigen, daß man in der Bildungsforschung beginnt, diesen Weg zu beschreiten.

Bei den Artikeln handelt es sich um überarbeitete Vorabdrücke aus der VISODATA-Dokumentation 78 (Herausgeber. A. O. Schorb).