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Ziebart: "Der Weg ist weiter als wir dachten"

Infineon-Aktionäre mit der Geduld am Ende: "Qimonda muss weg"

14.02.2008
Die Aktionäre des verlustreichen Chipherstellers Infineon sind mit ihrer Geduld am Ende: Noch immer konnte ihnen Infineon-Chef Wolfgang Ziebart am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München keine Lösung für die ungeliebte Speicherchiptochter Qimonda präsentieren, die der Konzernmutter zum Start ins Geschäftsjahr tiefrote Zahlen beschert hatte.

Der Infineon-Aktienkurs ist im Keller, und auch auf eine Dividende warten die Anleger weiter vergeblich. "Das desaströse Abschneiden hat nur eine Ursache, und die heißt Qimonda", sagte Christoph Öfele von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Nicht nur für ihn steht deshalb fest: "Qimonda muss weg."

Die Speicherchiptochter, in der Infineon das riskante Geschäft mit DRAM-Chips gebündelt hatte, um sich selbst auf Logikchips zu konzentrieren, leidet unter einem drastischen Preisverfall. Der Markt sei gekennzeichnet durch starke Überkapazitäten, die das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage "aus den Fugen" gebracht hätten, sagte der scheidende Infineon-Finanzchef Peter Fischl. Mittlerweile hätten die Preise wieder leicht angezogen. Wie dauerhaft diese Entwicklung in dem schwankungsanfälligen Geschäft ist, bleibt allerdings abzuwarten. Die geplante Trennung von Qimonda jedenfalls gilt vor diesem Hintergrund weiter als schwierig.

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hatten die Verluste der Tochter mit 598 Millionen Euro die Umsätze überstiegen. Die Anleger sorgen sich deshalb mittlerweile sogar um die Existenz von Qimonda. "Es gibt mehrere Optionen, von einem Verkauf bis zu einer Insolvenz", sagte Öfele. Auch Verena Brendel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz zog eine bittere Bilanz: "Qimonda ist nicht nur tiefrot, es ist blutig rot", sagte die Aktionärsschützerin. Die Frage sei deshalb: "Wieviele Quartale können wir mit Qimonda überhaupt noch überstehen?" Die Aktionäre müssten "ratlos" mitansehen, dass es mit der Tochter immer weiter bergab gehe.

Seine Beteiligung an Qimonda will der Chipkonzern bis spätestens zum Frühjahr 2009 von derzeit 77,5 Prozent auf "deutlich unter 50 Prozent" drücken, wie Infineon-Chef Ziebart auf der Hauptversammlung unterstrich. Um dies zu erreichen, bleibe es bei den bereits vorgestellten Alternativen: Neben einer Abgabe größerer Aktienpakete komme auch ein Verkauf an strategische Investoren in Frage. Möglich wäre auch eine Trennung per Aktientausch oder die Abgabe der Qimonda-Aktien in Form einer Sonderausschüttung an die Aktionäre. Die Genehmigung für diese beiden Schritte holte sich der Konzern vorsorglich auf der Hauptversammlung ein.

Sollte der Weg eines Aktientauschs gewählt werden, würde den Anlegern angeboten, ihre Infineon-Papiere in Qimonda-Aktien zu tauschen, erklärte Ziebart. Auf welche der Alternativen es letztlich hinausläuft, ließ Ziebart bei dem Aktionärstreffen aber weiter offen: "Es kann nicht nur das Ziel sein, die Beteiligung zu reduzieren, es muss auch unternehmerisch Sinn machen." Auch Ziebart machte aber keinen Hehl daraus, dass auf dem Sanierungskurs von Infineon noch einiges zu tun bleibt: "Ich bin sicher, wir sind auf dem richtigen Weg, aber der Weg ist weiter, als wir dachten." (dpa/tc)