AT&T gibt USL-Anteile an Tata Consultance ab

Indischer Softwarekonzern kauft sich bei der USL ein

24.04.1992

MÜNCHEN (CW) - Der Telecomriese AT&T hat mit der indischen Tata Consultancy Services Ltd. (TCS) einen weiteren Investor für die Konzerntochter Unix System Laboratories Inc. (USL) gefunden. Die jetzt inklusive AT&T 13 Besitzer des Unternehmens kontrollieren die Entwicklung und Vermarktung des Unix-Betriebssystems und eine Reihe anderer Open-Systems-Produkte.

USL-Chef Roel Pieper bezeichnet die Beteiligung der Inder als einen weiteren Schritt der USL auf dem Weg in die Unabhängigkeit vom AT&T-Konzern. Dieser hatte vor drei Jahren angesichts massiver Monopolismusvorwürfe versprochen, sich langfristig mit einer Minderheitsbeteiligung zu bescheiden.

Seit der ersten Verkaufsrunde im vergangenen Jahr, bei der sich elf Unternehmen mit Anteilen in Höhe von bis zu 4,6 Prozent beteiligten, hat sich allerdings wenig getan. Nach wie vor hält der Konzern etwa 65 Prozent der Anteile, zehn Prozent entfallen auf die USL-Belegschaft.

Für die Investoren ergibt sich so ein Aktienkapital von ungefähr 25 Prozent, den das "Wall Street Journal" vor einem Jahr mit etwa 80 Millionen Dollar veranschlagt hat.

An dieser Situation ändert auch das TCS-Engagement nichts. Der Grund dafür, daß das Tochterunternehmen des größten indischen Industriekonzerns erst jetzt den Kreis der USL-Aktionäre erweitert, liegt lediglich darin, daß das Unternehmen zur Umsetzung seiner Kaufentscheidung länger als ein Jahr brauchte.

Zusammen mit dem Schwesterunternehmen Tata Unisys Ltd. war der neue USL-Eigner im Jahr 1990 mit mehr als 60 Prozent am indischen Software-Export beteiligt. Dabei hat sich TCS eigenen Angaben zufolge auf Software-Entwicklung für offene Systeme festgelegt. Derzeit beschäftigt das Unternehmen rund 2700 Mitarbeiter.

Bei den anderen USL-Teilhabern handelt es sich um die japanischen Firmen Fujitsu, Toshiba, NEC und Oki, die alle vier zu den Principal Members von UI gehören. Aus Amerika kommen die Fujitsu-Tochter Amdahl, Sun Microsystems, Motorola und Novell, die mit Ausnahme von Novell ebenfalls Prinzipal Members sind. Aus Europa stammen die 80prozentige Fujitsu-Tochter ICL und der italienische Olivetti-Konzern zu den USL-Eignern. Als Außenseiter gilt das taiwanische Institute for Information Industry (III).

Die Möglichkeiten der Anteilseigner halten sich in engen Grenzen. Von den neun Sitzen im Aufsichtsrat erhalten die Investoren lediglich drei, AT&T dagegen fünf, der übrige Sitz geht an den Chairman der USL. Da die Produktentwicklung wie bisher durch die "Roadmap" von Unix International gesteuert werden soll, können die Investoren mit ihren wenigen Stimmen lediglich auf das Management Einfluß nehmen.