Positive Signale mehren sich

Im IT-Markt schalten die Ampeln auf grün

12.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Der Zustand des weltweiten IT-Marktes bessert sich von Woche zu Woche. Impulse kommen vor allem aus dem Halbleiter- und dem Hardwaregeschäft. Im Software- und Telekommunikationssektor keimt ebenfalls Hoffnung auf, die allerdings noch nicht durch Zahlen und Fakten untermauert werden kann.

Ross McMillan heißt der Mann, der in der vergangenen Woche einen Stimmungswandel im leidgeprüften Markt für Business-Software auslöste. Der Analyst der Investment-Bank Morgan Stanley verkündete, in den letzten Monaten des Jahres werde es ein "relativ starkes Finish" im IT-Markt geben. Er hob die Prognosen für den europäischen Technologie-, Software- und Servicesmarkt an und empfahl insbesondere die SAP-Aktie zum Kauf. Viele Kunden des marktführenden Anbieters von Geschäftssoftware planen seinen Ausführungen zufolge gegenwärtig Upgrades im größeren Stil.

In den Tagen zuvor hatte Goldman Sachs seine Prognosen für den US-amerikanischen Softwaremarkt von "neutral" auf "attractive" angehoben. Die Kollegen von Credit Suisse First Boston empfahlen den Anlegern ebenfalls Aktien von Softwareanbietern. Sowohl das Geschäft mit Business-Lösungen als auch Infrastruktursoftware werde noch in diesem Jahr anziehen.

Mehr als ein Strohfeuer?

Ganz so optimistisch wie die Investoren sind die Anbieter selbst offenbar nicht. Tom Siebel etwa, Gründer des gleichnamigen Softwarehauses mit dem Spezialgebiet Customer-Relationship-Management (CRM), beurteilte noch vor wenigen Wochen die kurz- und mittelfristige Perspektive eher skeptisch. Der Markt habe in den letzten drei Jahren schon mehrere Strohfeuer erlebt. Erst wenn die Konjunktur richtig anziehe, würden die Softwareinvestments wieder steigen.

Doch genau die vertikalen Märkte, in denen sich Siebel tummelt - dazu zählen etwa das Finanzdienstleistungsgewerbe und die TK-Industrie - haben die Talsohle durchschritten, so dass der CRM-Spezialist eigentlich wieder gute Perspektiven haben sollte. Das zumindest meint Analystin Gibboney Huske von Credit Suisse First Boston. Sie stufte Siebel auf "Outperform" hoch, mit dem Hinweis, Allrounder wie SAP, Peoplesoft oder Oracle hätten keinen Vorteil gegenüber Siebel, sondern lediglich die lauteren Marketing-Trommeln.

Konjunktur auf wackligen Beinen

Auch die Behauptung, dass es im Markt für Infrastruktursoftware wieder aufwärts gehen soll, lässt sich noch nicht so recht belegen. Alfred Chuang, CEO von Bea Systems, warnte trotz eines 8,5-prozentigen Umsatzwachstums im abgelaufenen zweiten Fiskalquartal vor übertriebenem Enthusiasmus. Im laufenden Berichtszeitraum werde es die ersehnte Marktbelebung noch nicht geben. Die US-amerikanische Wirtschaft stehe auf wackligen Beinen, das Verbrauchervertrauen sei bisher nicht zurückgekehrt.

Während also in der Softwarebranche noch Zweifel herrschen, wird in anderen Industriezweigen bereits der große Durchbruch gefeiert. Insbesondere im Halbleitersektor ist der Aufschwung nicht mehr zu übersehen. Den fünften Monat in Folge stiegen im Juli die weltweiten Chipumsätze, bilanziert der Branchenverband Semiconductor Industry Association (SIA). Der Markt erhole sich schneller als erwartet, und verantwortlich dafür sei inzwischen auch der wieder anziehende Hardwaremarkt. Gegenüber Juni kletterten die Umsätze mit Prozessoren um 5,6 Prozent, die Erlöse aus dem Verkauf von Speicherchips gar um 8,2 Prozent.

Die Belebung im Halbleitermarkt spiegelt sich in den neuesten Statistiken über PC- und Server-Verkäufe wider. So hoben die Analysten von Gartner Datquest ihre Prognose für den weltweiten PC-Markt bezüglich des laufenden dritten Quartals an. Gegenüber dem Vorjahr sollen jetzt nicht 6,6 Prozent, sondern 9,6 Prozent mehr Einheiten abgesetzt werden. Für den Servermarkt in Europa, dem Nahen Osten und Afrika (Emea) bilanzieren die Marktforscher für das abgelaufene zweite Quartal 2003 nicht nur 21 Prozent mehr verkaufte Systeme - sondern erstmals nach langer Durststrecke auch wieder ein Umsatzwachstum von fünf Prozent.

Router sind wieder gefragt

Anzeichen für eine allmähliche Stabilisierung gibt auch der Telekommunikationsmarkt zu erkennen. Obwohl die hochverschuldeten Carrier noch immer jeden Cent umdrehen, kommen sie um Investitionen nicht mehr herum. Das stellten sowohl die Marktforscher der Dell''Oro Group als auch die von Gartner fest. Cisco und Juniper bestätigten den Trend; beide registrierten zuletzt eine rege Nachfrage nach Hochleistungs-Routern für Internet-Knotenpunkte. "Zum ersten Mal seit langem sehen wir eine Reihe positiver Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung", sagte Cisco-Chef John Chambers. (Informationen über den IT-Servicemarkt auf Seite 34). (hv)

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Abb: Wie Großunternehmen ihre Softwarebudgets verplanen

Supply-Chain-Management könnte im nächsten Jahr ein zentrales Thema in Großunternehmen werden. Gespart wird indes an PC-Anwendungen. Quelle: AMR Research