Kopieren und brennen

Illegales CD-Brennen für Jugendliche selbstverständlich

07.04.2008
Von pte pte
Illegales Brennen von Musik gilt für Jugendliche heute als Normalität. Dabei sind Offline-Kopien ein größeres Problem für die Musikindustrie als das File-Sharing.

Wie eine aktuelle Studie der britischen Branchenorganisation Britisch Music Rights (BMR) zeigt, gehört es für 95 Prozent der Teenager zum Alltag, Musik zuhause zu kopieren, anstatt diese zu kaufen. Mehr als die Hälfte der jungen Leute lädt Musik auf die Festplatten von Freunden und ein noch größerer Teil tauscht kopierte CDs aus. Laut den Ergebnissen der Untersuchung ist das Offline-Kopieren ein noch viel immenseres Problem für die Musikindustrie als das viel beklagte File-Sharing im Netz. Der BMR-Chef und früherer Sänger der Undertones, Feargal Sharkey, fordert daher neuerlich, dass sich die Musikwirtschaft besser auf die heutigen Bedürfnisse der Konsumenten einstellen müsse. Ansonsten seien ernsthafte Auswirkungen auf die nächsten Generationen von Musikern zu befürchten.

Sharkey vertritt bereits seit längerem die Meinung, die Industrie solle sich von alten Strukturen lösen und hält auch von bestehenden Abo-Modellen im Internet nur wenig. Auch die Fokussierung auf das File-Sharing-Problem sei ein Fehler. Denn laut BMR-Studie ist insbesondere bei 18- bis 24-Jährigen das CD-Brennen weitaus populärer als illegale Online-Downloads. Zwei Drittel der jungen Leute gaben an, monatlich zumindest fünf CDs von Freunden zu kopieren.

Das Offline-Kopieren von Musik bereitet den BMR-Vertretern vor allem deshalb Sorge, weil es inzwischen derart schnell funktioniert. In kürzester Zeit werden Alben von Festplatte zu Festplatte oder direkt auf MP3-Player überspielt. Rund die Hälfte der Musiktitel einer durchschnittlichen MP3-Player-Kollektion entfällt laut der Untersuchung auf Tracks, für die nicht bezahlt wurde. Sharkey betont dennoch, es gehe nicht darum, junge Musikfans zu kritisieren, sondern darum, neue Geschäftsmodelle zu schaffen, die zum Verhalten dieser Generation passen und ihren Bedürfnissen entgegenkommen würden.

Welche Modelle die Musikfirmen künftig umsetzen werden, bleibt vorerst fraglich, denn bislang herrscht vielerorts noch Uneinigkeit. Während einzelne Initiativen - wie beispielsweise der kanadische Songwriter-Verband - nach ganz neuen Ansätzen suchen, zeigen sich die großen Musikverbände eher vorsichtig. Auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen dürfe es zwar keine Tabus geben. "Aber Pauschalmodelle, die einer kollektiven Enteignung der Kreativen gegen ein Almosen gleichkommen, lehne ich ab", so etwa IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch gegenüber pressetext. Was Musiklabels bereits häufiger beklagten, spiegelt sich auch in der BMR-Studie wider: Einem Großteil der jungen Leute, die Musik kopieren, ist es egal, dass es eigentlich illegal ist. Über die Hälfte der Befragten gab an, sich bewusst darüber zu sein, es aber trotzdem zu machen. (pte)