Bedarf an Token-Ring- und Ethernet-Karten wird weiter wachsen, aber

IDC: LAN-Hardwarehersteller müssen Gürtel enger schnallen

18.10.1991

MÜNCHEN (CW) - Mit beachtlichen Preiseinbrüchen und sinkenden Margen rechnet die International Data Corp. (IDC) in den nächsten Jahren bei LAN-Hardwarekomponenten. In einer Studie prognostizieren die Marktforscher zwar weiterhin eine steigende Nachfrage, gleichzeitig würden sich jedoch nur wenige Anbieter mit Standardtechnologien einem immer schärfer werdenden Wettbewerb aussetzen können.

Nach Einschätzung von IDC wird die Zahl der installierten Desktop-Netze weltweit von 1,7 Millionen im Jahr 1990 auf rund 2,6 Millionen 1994 klettern. Auch die Anzahl der durchschnittlich an ein LAN angeschlossenen PCs, Workstations und Multiuser-Systeme wird von zwölf Einheiten pro LAN im Jahr l990 auf 21 im Jahr 1994 ansteigen. Infolge der wachsenden Zahl von angeschlossenen Nutzern und Systemen rechnet man bei IDC daher insbesondere mit einer entsprechenden Nachfrage nach Netzschnittstellen-Karten. Speziell dieses Marktsegment wird nach Ansicht der IDC-Experten in den kommenden fünf Jahren einen durchschnittlichen jährlichen Zuwachs von bis zu 16 Prozent verzeichnen.

Neben der steigenden Nachfrage nach Netzschnittstellen-Karten wird sich der Markt für LAN-Hardware, so die IDC-Studie, vor allen Dingen durch eine zunehmende Standardisierung der Technologie, einen verschärften Wettbewerb, gravierende Preiseinbrüche sowie geringer werdende Margen auszeichnen. Als Folge davon dürfte sich eine Konsolidierung des Marktes einstellen, nach der einige wenige Anbieter den Großteil der Marktanteile für sich beanspruchen.

Derzeit konkurrieren unterschiedliche LAN -Technologien um die Gunst der Anwender. Hierzu zählen vor allem Arcnet, Localtalk, Ethernet, Token Ring sowie FDDI. Vor allem Ethernet- und Token-Ring-Installationen werden laut IDC in den kommenden Jahren ihre Marktanteile weiter steigern können. Bis 1995 basieren, so die IDC-Prognose, 88 Prozent der weltweit installierten Netztopologien auf Ethernet oder Token Ring 89 Prozent aller ausgelieferten Netzschnittstellen-Karten werden dann auf diese beiden LAN-Strukturen ausgerichtet sein.

Bis Mitte der neunziger Jahre wird sich zudem FDDI als wichtigste LAN-Technologie herauskristallisieren. FDDI spricht nach Auffassung der IDC-Marktforscher dann insbesondere diejenigen Anwender an, die Applikationen mit einer hohen Übertragungs-Bandbreite einsetzen. Da FDDI kostenintensiver als alternative Technologien ist, werden die LAN-Hardware-Anbieter laut IDC 1995 fast 32 Prozent der weltweit mit Netzwerk-Schnittstellen erzielten Umsätze über FDDI-Komponenten generieren.

Der scharfe Wettbewerb und noch größere Stückzahlproduktionen werden nach Auffassung der IDC-Experten weitere Preisnachlässe mit sich bringen. So rechnen die Marktforscher in den kommenden Jahren beispielsweise bei Ethernet-Netzschnittstellen-Karten mit Preissenkungen von jährlich bis zu 20 Prozent. Auswirkungen wird der zunehmende Wettbewerb vor allen Dingen auch im Bereich der Low-end-Komponenten haben. Im Ethernet-Bereich sank der durchschnittliche Verkaufspreis einer PC-Karte in Folge der Preiskämpfe der Anbieter in diesem Markt bereits von 325 Dollar im Jahr 1989 auf 270 Dollar im Jahre 1990. Auch im Token-Ring-Markt verzeichneten, so die Studie, 4-Mbit/s und 16/4-Mbit/s-Karten signifikante Preisnachläße. Deutlich gaben die Preise auch im Arcnet-Markt nach. Hier purzelten die Kosten von durchschnittlich 196 Dollar pro Karte im Jahr 1989 auf 159 Dollar im Jahr 1990.

Bereits für das kommende Jahr rechnet IDC demzufolge mit weiteren Preiseinbrüchen und schrumpfenden Margen, was wiederum dazu führen wird, daß sich eine Reihe von Herstellern aus dem Markt für Netzschnittstellen-Karten verabschieden werden.

Am heftigsten soll die Marktbereinigung im Arcnet-Bereich ausfallen, wo laut IDC 1992 nur noch zwei bis drei Wettbewerber übrig bleiben dürften. Aber auch der Ethernet-Markt wird sich konsolidieren, am spürbarsten im Bereich der 8-Bit-Koaxialkarten.

Hier werden der IDC-Prognose zufolge die Anbieter entweder von 8-Bit-Koaxialkarten auf ungeschirmte 16-Bit-Twisted-Pair-Verkabelungen umsteigen oder aber ganz aus dem Markt aussteigen. Ähnliches zeichne sich, so IDC, im Segment für 4-Mbit/s-Token-Ring-Karten ab, wo die Hersteller entweder auf die 16/4-Mbit/s-Technologie umsteigen oder sich vom Markt zurückziehen.

Ethernet-Anwender, die bislang Koaxialanbindungen verwendeten beziehungsweise eines neues Ethernet-Netz implementierten, steigen derzeit verstärkt auf ungeschirmte Twisted-Pair-Karten um. Die Fertigstellung von 10BaseT, der Standardversion von Ethernet-UTP, verleiht dem Ethernet-Markt, wie IDC feststellt, eine zusätzliche Dynamik. So stieg 1990 das Auslieferungsvolumen gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent. Von den 1990 weltweit drei Millionen ausgelieferten Ethernet-PC-Karten dürften nach Schätzung von IDC rund 20 Prozent Ethernet-UTP-Karten gewesen sein. 1992 prognostiziert IDC einen UTP-Anteil von 65 Prozent.

Obwohl es 1990 im Token-Ring-Markt wegen Entwicklungsproblemen der Hersteller

nicht zu der erwarteten Migration von der 4-Mbit/s- zur 16/4Mbit/s-Technologie kam, rechnet IDC in absehbarer Zeit mit einer deutlich wachsenden Akzeptanz für diese Technologie. Als Gründe hierfür führen die Marktanalysten die Einführung fehlerfreier Chips sowie die Gewährung von Preisnachlässen ins Feld.

Angesichts dieser Maßnahmen seitens der Hersteller erwarten die IDC-Experten, daß

bereits in diesem Jahr 75 Prozent aller ausgelieferten Token-Ring-Karten 16/4Mbit/s-Produkte sind. 1992 dürfte sich der Anteil dann auf bereits mehr als 90 Prozent erhöhen.

Insgesamt werden die neuen, schnelleren und flexibleren Produkte, die die Ethernet- und

Token-Ring-Kartenanbieter derzeit verstärkt auf den Markt bringen, nach Schätzungen von

IDC bis spätestens Mitte der neunziger Jahre dazu führen, daß diese beiden LAN-Technologien die uneingeschränkte Marktdominanz besitzen werden. Machten Ethernet- und Token-Ring-Karten 1990 nach einer IDC-Erhebung 71 Prozent der weltweiten Auslieferung

von PC-Netzschnittstellen-Karten aus, so dürfte sich laut IDC ihr gemeinsamer Marktanteil

bis 1995 auf rund 91 Prozent belaufen. +