ICLSinger: "Glatte, Narbe" nach Integrations-Operation

12.11.1976

NÜRNBERG - "Wir haben in den letzten zehn Monaten ständig für Schlagzeilen gesorgt - nach nunmehr vollzogener Übernahme der Singer Business Machines (SBM) durch ICL bedarf es einer Zeit der Konsolidierung", erklärte Gerd Grobbinkt Ex-Geschäftsführer der Singer Computer GmbH und seit 1. 10. 76 Geschäftsführer der ICL Deutschland, gegenüber Fachjournalisten in Nürnberg.

Heute präsentiere sich die deutsche ICL - so Grobbink - mit jetzt etwa 1000 installierten System bei mehr als 500 Kunden, mit 650 Mitarbeitern, 11 Geschäftsstellen sowie mit 33 Kundendienststationen als schlagkräftige Organisation: "Das Schwierigste ist überstanden."

Worin die Schwierigkeiten bestanden hätten, beantwortete Grobbink nur ausweichend: "Die ICLer wollten nur ungern nach Nürnberg kommen, wo die neue Hauptverwaltung sitzt."

Angesichts des Undidata-Debakels und früherer Honeywell/Bull-Fusions-Querelen hätte man gern mehr darüber gewußt, wie sich die "Alt-Singers" mit der bisherigen ICL-Mentalität ("Nonkompatibilität for ever") befreunden können.

Das ICL-Management ist überzeugt, daß der Singer-Kauf ein Volltreffer war. Dazu Klaus Richter, vormals deutscher ICL-Geschäftsführer, heute Grobbink-Stellvertreter und Verkaufsleiter der ICL Deutschland GmbH: "Wir, haben in einem Jahr unsere europäischen Aktivitäten verdoppeln - ohne die SBM-Spritze hätten wir dazu fünf Jahre gebraucht."

Fachexperten sehen es denn auch so, daß ICL das Kapital und Singer die "Reputation" eingebracht hat: Bisher konnte ICL nicht gerade nachgesagt werden, auf dem deutschen Markt besonders glücklich zu operieren - allzu häufiger Wechsel an Haupt (Geschäftsführer) und Gliedern (Verkaufsmannschaft) verhinderte, daß die Briten hierzulande mehr als die Rolle eines Außenseiters spielen konnten. Seit ungefähr zwei Jahren war zwar eine Konsolidierung zu beobachten (die Fluktuation pendelte sich nach Angaben von Richter auf ein "normales" Maß ein); ebenfalls seit zwei Jahren ist überdies mit dem Modell 2903 (bis heute 100 Aufträge in der BRD) ein System im ICL-Produktprogramm, das seinen "Zenit" noch nicht erreicht hat. Das alles reichte jedoch nicht aus, um nennenswerte Marktanteil-Prozente hinzuzugewinnen. Richter ist indes optimistisch: "Wir werden 1976 unser Umsatzziel von 100 Millionen Mark erreichen." de