ICL Kunden: Je kleiner der Park, desto glücklicher der Pilot

06.11.1981

Diebold-Angaben zufolge hatte die ICL GmbH, Nürnberg, per 1. Juli 1981 achtzehn Maschinen des Modells 2950 in der Bundesrepublik Deutschland installiert. Unter DV-Usern gilt dieses System noch immer als "Exot". Glaubt man indessen ICL-Anwendern, so gab es bei der Umstellung auf die 2950 kaum Kritik. DV-Leiter Dieter Mauch war sogar angenehm überrascht, daß die neue Anlage früher als geplant geliefert wurde und ICL auftretende Schwierigkeiten mit großem Engagement rasch beseitigte. Lediglich DV-Leiter Dieter Freitag rät Anwendern, die "es noch vor sich haben", Terminzusagen des Herstellers nur soweit zu trauen, als diese kontrollierbar seien.

Dieter Freitag

DV/Org.-Leiter, Miller International Schallplatten GmbH, Quickborn

(ICL 2950-10)

Wir haben bis 1978 mit einem externen Rechenzentrum Zusammengearbeitet. Im März 1978 führten wir eine Kosten-/Nutzenanalyse durch, und es fiel die Entscheidung, ein eigenes DV-System zu installieren. Im Anschluß an unsere Entscheidung wurde erst einmal eine gründliche Ist-/Sollanalyse genommen sowie eine umfangreiche Aufwandschätzung.

Anfang 1979 gründeten wir ein Projektteam, das aus zwei DV-Fachkräften unsere Uternehmens, einem ICL-Systemberater und zwei vom Hersteller zur Verfügung gestellten Software-Gruppen bestand. Eine Gruppe bearbeitete das Standardpaket "X- 11-Buchhaltung", während die zweite Gruppe das Auftragsbearbeitungssystem "Autras" betreute. Zusätzlich zu diesem Projektteam wurde ein Kontrollausschluß ins Leben gerufen, der bei schwierigen Situationen die Entscheidungen traf, nach der Ist-/Sollanalyse wurde der Terminplan aufgestellt. Als Umstellungstermin setzten wir den 30. 6. 1980 fest, darauf aufbauend wurden alle anderen Aktivitäten rückwärts ausgerichtet. Der Liefertermin für die Hardware kristallisierte sich für den Dezember 1979 heraus. In der Zwischenzeit war das Projektteam mit Vorbereiten, Programmieren und Organisieren beschäftigt.

Die Hardware wurde pünktlich geliefert und im Januar 1980 konnten wir auf dem neuen System arbeiten. Wir sind dank des langen Vorlaufs bis zum Umstellungstermin ohne größere Schwierigkeiten vorangekommen. Auf die Bedeutung dieses Zeitpuffers kann nicht oft genug hingewiesen werden, da es bei einem solchen Projekt immer Terminschwierigkeiten gibt. Kleinere Probleme gab es durch unsere hohen Datenvolumina. In unserem Unternehmen werden täglich etwa 30 000 Auftragspositionen verarbeitet. Es war während der Umstellung von einem externen Rechenzentrum auf eine eigene Anlage nicht möglich, irgendwelche Parallelläufe durchzuführen. Wir konnten nur durch Testläufe unser System kontrollieren. Dabei stellte sich hinterher heraus, daß wir zwar alle Programme termingerecht fertiggestellt haben, aber während dieser ersten Test- und Schulungsphase in den Fachabteilungen zu diversen Änderungen der Online-Software gekommen sind, die dann später in den Batch-Programmen zu kleineren Ungereimtheiten geführt haben. Die Satzaufbauten hatten sich beispielsweise verändert. Wir mußten beim Systemstart, der pünktlich am 1. 7. 1980 erfolgte, durch großen personellen Einsatz diese kleinen Fehler ausbügeln. Mit anderen Worten, das DV-Personal mußte viele Überstunden machen.

Erschwerend hat sich auch ausgewirkt, daß wir sowohl für das Programmpaket Autras als auch für das Buchhaltungspaket eine Pilot-Installation durchgeführt hatten. Mit Hilfe selbstgeschriebener Konvertierungsprogramme wurden sämtliche im Rechenzentrum gespeicherten Daten auf die ICL-Anlage übernommen und am 2. 7. 1980 fand der erste Echtlauf statt.

Zusammenfassend möchte ich festhalten, daß es für eine Umstellung erforderlich ist, ein genaues Ist-/Sollkonzept zu erarbeiten und beim Terminplan einen ausreichenden Zeitpuffer einzubauen. In unserem Fall sind wir von 40 Prozent ausgegangen. Außerdem sollte der Anwender den Terminzusagen des Herstellers nur soweit glauben, wie sie kontrollierbar und nach Möglichkeit auch beeinflußbar sind.

Volker Kücherer

DV-Leiter, Gebr. Ditzel GmbH, Bammental

(ICL 2950 DME/2, Exec 5 S, ICL 2903)

Die Forderung nach mehr Dialog- und Informationsprogrammen und den dafür benötigten zusätzlichen internen wie externen Speicherbedarf führte uns Anfang 1979 an die Kapazitätsgrenze unserer bisherigen EDV-Anlage ICL 2904.

Intensive Gespräche mit dem Hersteller und Mitwettbewerber ergaben Vorteile für das neue ICL-System 2950. Kompatible Software und zufriedenstellende Benchmarks erleichterten uns die Entscheidung für die Umstellung auf ICL 2950. Zusätzlich zeigte sich bei den Vertragsverhandlungen, daß die vergleichbar schnellere und intern wie extern größere Anlage preislich günstiger lag als ihre Vorgängerin. Ein in den Vertrag übernommener Terminplan für die Übergabe der Hardware- und Softwarekomponenten schmälerte das Risiko der für uns vorteilhaften kurzen Lieferzeit (ein halbes Jahr). Außerdem wurde vereinbart, daß die alte Anlage erst nach dem vollständigen Erfüllen des neuen Vertrages abgebaut wird.

Die Vorbereitungen beschränkten sich zuerst auf die zusätzlichen Dialogprogramme, eine neue Erfassungssoftware (als Ersatz für die bisherige DDE-Software) und die notwendige System-Software.

Unser erstes Ziel war zum Installationszeitpunkt (Oktober 1979) sofort die Batchprogramme (dadurch reduzierten sich die Programmlaufzeiten auf fast 50 Prozent) zu übernehmen. Hier zeigte sich der Vorteil der Aufwärtskompatibilität unseres bisherigen Betriebssystems. Wenige Tage nach der Installationsfreigabe liefen sämtliche Batchprogramme auf der neuen Anlage. Die notwendige Verbindung zur alten Anlage wurde über Magnetband sichergestellt.

Nach und nach wurden dann die Bildschirmprogramme übernommen. Zuerst die Informationsprogramme, dann die Erfassungsprogramme und zum Schluß die Dialogprogramme. Dadurch konnte man sich geschlossenen Projekten Erfahrungen sammeln und bei der nächsten Teil-Übernahme berücksichtigen. Größere Probleme sind nicht aufgetreten, die Responsezeiten waren zufriedenstellend und lagen im Rahmen unserer Vorbereitungstests.

Bei der DFÜ-Installation gab es Softwareprobleme. Der dafür zuständige Betriebssystemteil war nicht auf unsere Bedürfnisse (Übertragung von Karten- und Druckerdokumenten von und zur 2903) ausgerichtet und mußte durch ein Spezialprogramm gelöst werden. Hier zeigte sich, wie wichtig es war, daß die alte Anlage uns noch zur Verfügung stand. So konnten wir die DFÜ bis zur Fertigstellung der notwendigen System-Software über die alte Anlage abwickeln.

Die Software-Unterstützung des Herstellers bezog sich ausschließlich auf die Systemsoftware und war bis auf das "DFÜ-Problem" tadellos. Die Hardware-lnstallation ging in der gewohnten kurzen Zeit über die Bahne nur der neue Drucker (LP 1130) zeigte anfangs Störungen. Sämtliche Anwendungssoftware wurde mit der eigenen Mannschaft bis Ende 1979 auf die neue Anlage übernommen oder neu konzipiert.

Man kann heute nach fast zwei Jahren zusammenfassend sagen, der Schritt zur 2950 hat sich in mehrfacher Hinsicht gelohnt: Mehr Kapazität intern wie extern, schnellere Speiche, Platten und Drucker - dadurch konnten wir sehr schnell mit kürzeren Programmlaufzeiten arbeiten, mehr Bildschirmprogramme einsetzen, von der 3-Schicht auf 2-Schicht Abergehen, und das bei einer spürbaren Senkung der monatlichen Mietkosten.

Die Zeit ist nicht stehengeblieben und auch nicht die DV-Anforderungen. Heute arbeitet das System ICL 2950 (1 MB Speicher, 4 x 200 MB Platten, 2 x 60 KB Bänder, 900 Z/H Drucker, 16 Bildschirme) per DFE zusammen mit einem System ICL 2903 (128 KB, 40 MB Platten, 600 Z/H Drucker 2 Bildschirme). Der Anschluß eines Systems ICL 10 ist ebenfalls vorgesehen.

Dieter Mauch

DV-Leiter, Gasversorgung, Süddeutschland GmbH, Stuttgart

(ICL 2950-20, Exec 5 S, DME 2)

Engpässe bei der Batchanwendung zwangen uns im Herbst 1980, Überlegungen anzustellen, wie wir zu mehr Leistung gelangen könnten. Dabei sollte die Anwender-Software möglichst unverändert übernommen werden können. Obwohl der bestehende Vertrag noch nicht abgelaufen war, waren wir der Meinung, daß bedingt durch die Fortschritte in der Hardware mehr Leistung ohne Erhöhung der Mietkosten realisierbar sein sollte.

Das Angebot von ICL sah unter Einschluß einer zufriedenstellenden Berücksichtigung der wirtschaftlichen Komponente folgendes vor: Verdoppelung des Arbeitsspeichers und der Druckerleistung, eine 2,5fache Rechnerleistung eine ebensolche Vergrößerung der Magnetplattenkapazität. Mit dem Betriebssystem Exec 5 S stehen anstelle nur eines acht Batchbereiche und anstelle von einem zwei Spooler zur Verfügung. Unter DME 2 können die bestehenden Anwenderprogramme unverändert übernommen werden, das gleiche gilt im wesentlichen für die Dienstprogramme des Herstellers.

Wir hatten das Glück, daß ein anderer ICL-Anwender in Stuttgart eine vergleichbare Umstellung bereits abgeschlossen hatte. So konnten wir eine typische Cobol-, Fortran- und Online-Anwendung vor der Unterzeichnung der Vertragsumwandlung auf der neuen Anlage mit dem neuen Betriebssystem testen. Die Angaben des Herstellers haben sich dabei voll bestätigt. Dies gilt zum einen für die Kompatibilität, das heißt, die Programme konnten ohne Änderung und ohne neue Kompilierung direkt gefahren werden, als auch für die Verarbeitungsgeschwindigkeit. Die Laufzeit der Programme lag eher unter den erwarteten Werten. Dabei zeigte sich auch positiv, daß das neue Betriebssystem nur ganz geringfügige Änderungen im Operating mit sich brachte, so daß auch von dieser Seite keine Schwierigkeiten zu erwarten waren.

Der Hersteller erstellte mit uns einen Installationsplan, der es ermöglichte, beide Anlagen parallel zu betreiben. Dabei wurde Wert darauf gelegt daß die neue Anlage sofort an ihren endgültigen Standort kam. Trotz der vorausgegangenen Tests erschien es uns ratsam, die wesentlichen Anwendungen parallel zu fahren um vor unliebsamen Überraschungen sicher zu sein. Es soll aber nicht verschwiegen werden, daß dies bei ausgeprägten Online-Anwendungen, wie sie in unserem Hause praktiziert werden, ein zeitraubendes Verfahren ist. Für den Parallelbetrieb mußte von ICL noch die Möglichkeit geschaffen werden, den Vorschaltrechner für die Bildschirme und die Magnetbandstation wechselweise mit der alten und der neuen Anlage zu betreiben.

Als weitere Vorbereitung blieb nur noch das Festlegen der erforderlichen Systemdateien wie Journal- und Spooldatei, was anhand der vorab gelieferten Literatur kein Problem war. Bedingt durch den Wechsel der Magnetplatteneinheiten mußten auch die Benutzerdateien neu angelegt und das Konzept der Datenübernahme durchdacht werden.

Als Installationstermin war Anfang Mai 1981 vorgesehen, damit die Klimaanlage die vorübergehende Doppelbelastung verkraften konnte. Im Sommer wäre der Parallelbetrieb von zwei Anlagen nicht möglich gewesen.

Mitte März 1981 wurde an einem halben Tag die alte Anlage "in die Ecke" gestellt und wieder in Betrieb genommen. Die neue Anlage wurde einen Monat früher als geplant angeliefert und in wenigen Tagen installiert. Auftretende Schwierigkeiten in der Hardware wurden von ICL mit großem Engagement rasch beseitigt. Außerdem hatten wir den großen Vorteil, das Ganze relativ unbeteiligt zu betrachten, da die Arbeiten auf dem alten System ungehindert weiterliefen. Wir konnten dem neuen System dadurch auch genügend Zeit lassen, sich zu stabilisieren.

Wie bei einem solchen Projekt wohl üblich, lief natürlich nicht alles von Anfang an gleich rund. So ist ICL beim Generieren des Betriebssystems ein Mißgeschick passiert, so daß die neue Anlage einige Tage nur mit einem Testbetriebssystem gefahren werden konnte. Diese Zeit wurde unter anderem mit dem Initialisieren neuer Magnetplattenstapel überbrückt.

Als Schlußpunkt der Umstellung . war die Datei- und Programmübernahme, da gut vorbereitet, eigentlich eine Routineangelegenheit.