Entscheidung für November anberaumt

Icann macht Vorschlag für neue Top-Level-Domains

23.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Domain-Verwaltungsorganisation Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) hat einen Plan für neue Top-Level-Domains (TLD) ausgearbeitet. Die Entscheidung, ob und welche Domains eingeführt werden, soll im November fallen.

In dem auf der Website www. icann.org veröffentlichten Dokument schlägt Icann neue TLDs vor. So soll .travel für Reiseveranstalter, .banc für Kreditinstitute, .movie für Filme sowie .xxx oder .sex für pornografische Online-Angebote vergeben werden. Darüber hinaus werden TLDs für nicht-kommerzielle Organisationen vorgeschlagen (.union und .museum) sowie eine für Protestbewegungen (.protest).

Interessengruppen sollen ebenfalls eine eigene Domain erhalten, der Name steht allerdings noch nicht fest. Ebenso fehlt noch die Bezeichnung einer TLD für Einzelpersonen, die eine eigene Internet-Adresse einrichten wollen. Zudem schlägt Icann TLDs für Regionen vor, die bisher nicht unter länderspezische Domains (Country-Code TLDs), wie beispielsweise .de für Deutschland oder .uk für Großbritannien, fallen, beispielsweise .eu für den Raum der Europäischen Union.

Ab August dürfen zunächst die rund 40 internationalen Domain-Vergabefirmen, unter ihnen der Ex-Monopolist Network Solutions, Vorschläge und Kommentare zu dem Entwurf abgeben. Anfang Oktober hat die Öffentlichkeit eine Woche Zeit, sich zu zu äußern. Im November wird die Icann nach bisherigen Planungen eine Entscheidung fällen und ab Dezember sollen dann die ersten Domain-Vergabefirmen den Zuschlag für die Vergabe der neuen Internet-Adressen erhalten.

Zwischen der Icann und dem Council of European National Top-Level Domain Registries (Centr), der Vereinigung europäischer Domain-Registrierungsstellen, kam es zu Unstimmigkeiten wegen einer Gebührenforderung. Die Icann verlangte von allen nationalen Registrierungsstellen, insgesamt 35 Prozent oder 1,5 Millionen Dollar des Icann-Etats für 1999/ 2000 zu zahlen. Auf Deutschland entfielen dabei 500000 Dollar. Centr lehnte die Zahlung ab mit dem Hinweis auf das Fehlen einer Rechtsgrundlage. Carsten Schiefner, Vorstand der deutschen Domain-Verwaltung Denic eG bezeichnet die von der im November 1999 gegründeten Icann geforderten Gebühren als "Anschubfinanzierung", da den Forderungen keine Leistungen gegenüberstünden. Die Centr will einen Betrag von 600000 Dollar zahlen; Denic wird davon 100000 Dollar tragen.