Neuer Deutschland-Chef optimistisch

HP verknüpft all seine Hoffnungen mit dem Web

21.07.2000
STUTTGART (CW) - Mit einer ehrgeizigen Zielsetzung verband Rainer Geissel, seit Anfang Mai Vorsitzender der Geschäftsführung der Hewlett-Packard GmbH (HP), seinen ersten öffentlichen Auftritt. Derzeit erziele die deutsche Tochter des kalifornischen Computerriesen rund 15 Prozent ihrer Umsätze mit Internet-Lösungen und -Services, 2003 sollen es bereits gut 50 Prozent sein.

HP ist längst nicht mehr nur eine Drucker- und PC-Company, und in den Bereichen, wo man es immer noch (zum Teil) marktführend ist, verbindet man das "Alte" mit dem "Neuen". Das war in etwa die Botschaft, die der neu amtierende HP-Deutschland-Chef vergangene Woche in Stuttgart den Journalisten mit auf den Weg gab. Geissel wurde dabei allerdings nur in einigen Beispielen konkret. Grundsätzlich setze man auf eine neue Dreiteilung des eigenen Portfolios in Internet-fähige Anwendungen, entsprechende Infrastruktur-Lösungen sowie E-Services. HP habe dabei "wie kein anderes IT-Unternehmen Kompetenzen in allen drei Bereichen", hieß es.

Insbesondere HPs Druck- und Bildbearbeitungs-Produkte gehörten zu den Internet-Lösungen mit großen Wachstumschancen, versuchte Geissel - der dem Unternehmen bereits seit 1979 angehört und zuletzt als General Manager für das weltweite Leasing-Geschäft verantwortlich war - dabei das alte Image des Druckerherstellers zu korrgieren. Dokumente würden künftig verstärkt über das Internet verteilt und beim Empfänger ausgedruckt - beispielsweise in Form von Kontoauszügen, Eintrittskarten oder individuell zusammengestellten Zeitungen. Sein Unternehmen, weltweit mit mehr als 50 Prozent Marktanteil der größte Anbieter von Druckern samt Zubehör, rechne hier in den kommenden drei Jahren mit einem deutlichen Umsatzanstieg von derzeit 40 auf über 100 Milliarden Dollar.

Eine wichtige Rolle soll Geissel zufolge auch das zweite neue Standbein des Konzerns, nämlich besagte Infrastruktur-Lösungen, spielen. Unter diesem Oberbegriff fasst HP sein Angebot an Hardwareprodukten, Speichersystemen und Security-Lösungen zusammen, das nun verstärkt Anwenderunternehmen, aber auch Internet-Service-Providern (ISPs) schmackhaft gemacht werden soll. Die dritte Säule bilden vor allem die Programmiersprache "E-Speak", WAP-Lösungen sowie Individualsoftware für den Bau von Portalen und Marktplätzen. Weltweit über 9000 Entwickler arbeiteten bereits mit "E-Speak"; Plattformen von Web-Firmen wie amazon.com oder letsbuyit.com basierten auf HP-Technologie, rührte Geissel die Werbetrommel für die "E-Business"-Company HP.

Impulse erhofft man sich auch von der vor einigen Monaten konzernweit gestarteten "Corporate-Venture"-Initiative - dem so genannten HP-Garagen-Programm, das für Dotcom-Firmen die Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen, Management- Unterstützung sowie diverse Möglichkeiten der Anschubfinanzierung vorsieht. Allein in Deutschland werden bis Ende nächsten Jahres über 100 solcher "Partnerschaften" mit Internet-Newcomern angepeilt, erklärte Geissel.

Insgesamt erwarte man durch das Internet-Geschäft, das schon in drei Jahren konzernweit und damit auch in Deutschland mehr als 50 Prozent des Umsatzes ausmachen soll, einen deutlichen Wachstumsschub. Man werde stärker zulegen können als der Gesamtkonzern, hieß es. Konkrete Zahlen wollte Geissel nicht nennen, widerprach allerdings auch nicht der Prognose seines Vorgängers Jörg Menno Harms, der noch im März ein Umsatzplus für das laufende Jahr in Aussicht gestellt hatte.