CW-Kolumne

HP hat ein solides Fundament

29.09.2011

Mit Sicherheit liest der Verwaltungsrat von Hewlett-Packard keine deutschen Zeitungen. Sonst hätte ihm vor knapp einem Jahr auffallen müssen, dass der bei SAP geschasste Topmanager Léo Apotheker ganz sicher nicht die beste Wahl für den Vorstandsvorsitz des weltweit größten IT-Konzerns ist. Es wäre aber zu kurz gegriffen, Apotheker allein für HPs Probleme verantwortlich zu machen. Auch sein Vorgänger Mark Hurd mit seiner Zurückhaltung in Sachen Innovation und dessen Vorgängerin Carleton Fiorina, die mit der Compaq-Übernahme ein enormes Risiko einging, sind an den gegenwärtigen Turbulenzen nicht unschuldig.

Wir schreiben bewusst Turbulenzen, denn es ist unverhältnismäßig, Weltuntergangsstimmung zu verbreiten. HP hat im Geschäftsjahr 2010 den Umsatz um zehn Prozent auf 126 Milliarden und den Gewinn um sieben Prozent auf 8,7 Milliarden Dollar gesteigert. Das sind gute Zahlen, die HP-Mitarbeiter trotz falscher Weichenstellungen in Palo Alto erzielt haben.

Die jüngsten Fehlentscheidungen der Ära Apotheker haben Schäden verursacht, die vor allem im Kommunikationsbereich angesiedelt sind. Sie lassen sich noch reparieren. Die Aussage, das PC-Geschäft - auf welche Weise auch immer - abstoßen zu wollen, ist durch die Ankündigung des (sinnvollen!) Spinoffs schnell präzisiert worden (siehe Interview Seite 18). Und der geplante Kauf von Autonomy zu dem grotesk hohen Preis von 10,5 Milliarden Dollar lässt sich noch korrigieren.

Meg Whitman, die neue Chefin von HP, wird jetzt schnell das Portfolio ordnen und die Strategie festlegen müssen. Dabei ist sie dem Gegenwind der medialen Öffentlichkeit ausgesetzt. Scheinbar vergessen sind ihre Leistungen beim Aufbau von Ebay, stattdessen wird ihr die riskante Skype-Übernahme zum Vorwurf gemacht und ihr gescheiterter Versuch, Gouverneurin von Kalifornien zu werden.

Leicht wird die Aufgabe für Whitman sicher nicht. Aber HP ist immer noch in einer guten Marktposition. Whitman hat also einen Startvorteil. Sie muss ihn nur nutzen.