Vereins- und Westbank kritisiert Forschungsförderung:

Hoher Aufwand bringt mageres Ergebnis

04.03.1983

HAMBURG (VWD) - Auch im konjunkturschwachen und von Strukturkrisen heimgesuchten Jahr 1982 hat sich gezeigt, daß Wachstum und wirtschaftlicher Erfolg nur über neue und hochwertige Produkte zu sichern ist. Der Trend zur Hochtechnologie in Verbindung mit einer starken Exportorientierung werden nach Ansicht der Vereins- und Westbank AG Hamburg auch in den kommenden Jahren die wichtigsten Komponenten sein.

Auch für die deutschen Unternehmen gibt es der Bank zufolge trotz bestehender Kosten- und Finanzierungsprobleme keine Alternative zur Entwicklung neuer und rentabler Produktions- und Absatzkonzepte. Deshalb habe auch die deutsche Großindustrie verstärktes Interesse an zukunftsorientierten Vorhaben in der Kommunikationstechnik, Mikroelektronik, Produktionstechnologie und Umwelttechnik bekundet.

Die notwendige Ausweitung von Forschung und Entwicklung - die deutsche Wirtschaft hat dafür 1982 rund 28 Milliarden Mark oder 2,7 Prozent des Umsatzes ausgegeben - wird nach Auffassung der Bank allerdings durch die derzeit weitgehend nach quantitativen Gesichtspunkten bewertete Forschungsförderung beeinträchtigt. Mit hohen finanziellen Aufwendungen werde oftmals nur wenig erreicht. Daher müßten Hochschulen und Forschungsstätten mit qualifizierten Wissenschaftlern ausgestattet sein und Einschränkungen durch bürokratische Reglementierung beseitigt werden.

Den Unternehmen fehlt es nach Darstellung der Vereins- und Westbank nicht immer an Tüchtigkeit und Ideenreichtum, sondern oft an Finanzierungsmöglichkeiten. Die Kreditgewährungen scheiterten häufig an fehlenden Sicherheiten. Auch könne oft die Ertragskraft von neuen Technologiekonzepten nicht ausreichend geprüft werden. Hier seien die Amerikaner mit ihrer Venture-Capital-Branche (Beteiligungs- oder beteiligungsähnliches Kapital) im Vorteil. Venture-Capital-finanzierte Unternehmen verteilten sich in den USA zum Beispiel zu 34 Prozent auf computerbezogene Unternehmen, zu 13 Prozent auf andere Elektronikfirmen, zu je elf Prozent auf Gentechnologie und Kommunikationstechnik, ferner die Medizin- und Energietechnik.