Standardprogramme im Vormarsch:

Hindernisse weggeräumt

07.07.1978

In kleineren und mittleren Industrieunternehmen hat eine neue Phase der Computerisierung begonnen. Nachdem die kaufmännischen, administrativen Aufgaben EDV-mäßig gelöst sind, werden jetzt verstärkt die technischen Bereiche insbesondere die Materialwirtschaft, angepackt. Weil dort nach Ansicht von Fachleuten "mit riesigem Abstand die meisten Rationalisierungserfolge zu holen sind", was auch eine Umfrage des VDMA (Verein Deutscher Maschinenbau-Anstalten e. V.) bei 645 Firmen untermauert.

Hardwere-Hersteller, die Standard-Software für die Materialwirtschaft anzubieten haben, wittern das große Geschäft. Soll der Anwender diese Pakete einsetzen oder selber programmieren?

Diese Frage mochte noch vor drei Jahren niemand mit einem eindeutigen "Ja" für das "Programm von der Stange" beantworten - die Installationszahlen des Isis-Softwarereports sprechen da eine eindeutige Sprache. Die Gründe für dieses Nichtbeachten des Angebots - seit längerem gibt es zahlreiche Standardlösungen für das Arbeitsgebiet Materialwirtschaft - sind schnell erkannt: "Irrsinnig lange Anpassungszeiten", so Heinrich Rothweiler, "MaWi"-Spezialist bei Honeywell Bull, "und die Unfähigkeit der Hersteller, sich betriebswirtschaftlich und ingenieurmäßig auszudrücken." Das sei inzwischen anders geworden: "Es ist uns gelungen, das EDV-Chinesisch abzubauen." Keine Frage: Die Anbieter haben gelernt, die Sprache des Fachmannes (des technischen Leiters, des Leiters der Arbeitsvorbereitung) zu sprechen und - unter Umgehung der EDV-Hierarchie - in die Fachabteilungen "hineinzukriechen". Das hat in der Tat Auswirkungen auf die entsprechenden Software-Produkte gehabt: Ecken und Kanten, die nicht sinnvoll waren, wurden ausgemerzt; Dokumentations-Unterlagen "lesbar" gemacht. Doch das erklärt den frischen Erfolg der Materialwirtschafts-Standardpakete bei Klein- und Mittelbetrieben nicht vollständig. Erst durch den Wegfall von Assembler und dadurch, daß die Betriebssysteme einfacher geworden sind, konnte die Scheu der Techniker gegenüber der EDV überwunden werden. Dazu Rothweiler: "Daß wir durch die Online-Anwendung die Fachabteilungen direkt erreichen, hat das letzte Hindernis weggeräumt."