AusbildungKalifornische Schule geht neue Wege

High-Tech im Klassenzimmer

30.01.1998

Santa Cruz, rund eine Stunde südlich des Silicon Valley gelegen, erscheint auf den ersten Blick als Zufluchtsstätte der 68er Generation. Nicht weit von der Innenstadt, im Bürogebäude eines Industriegebiets, befindet sich die Popper-Keizer Honors High-School für "mentally gifted and academically accelerated Students" - für die intelligentesten Kinder der Region. Bereits 1977 gegründet, hat die Schule ihr Lehrsystem im vergangenen Jahr grundlegend verändert: Jeder Schultisch wurde mit einer Netzwerkanbindung versehen, und Computer werden als zentrales Lehrmittel eingesetzt.

Auch die Eltern bekommen elektronische Post

Zur Zeit beschränkt sich der Unterricht auf das siebte bis neunte Schuljahr, so daß 60 Schüler Platz finden. Voraussetzung für deren Zulassung ist ein PC mit Internet- und E-Mail-Anschluß für die Schüler der Klassen sieben und acht, beziehungsweise ein Notebook mit Internet-, E-Mail- und Ethernet-Anschluß für die Schüler der Klasse neun. Auch die Eltern sind in diesem System mit von der Partie: Sie erfahren regelmäßig per E-Mail, wie sich ihre Schützlinge halten.

Im zentralen Pausenraum des Gebäudes lümmeln mehrere Schüler auf grünen Bohnensäcken und haben ihre Notebooks in die Netzwerkdosen gestöpselt. Sie spielen Doom und andere Computerspiele im Netzwerk. In einer Ecke des Raumes stapeln sich Trophäen und Medaillen der gewonnenen Mathematik- oder Rechtschreib-Wettbewerbe - die Liste der Ehrungen scheint endlos.

Bereits im Alter von zwölf Jahren besuchen Schüler Kurse an der nahegelegenen University of California Santa Cruz oder dem Cabrillo College. Ganz Begabte erhalten bereits im Alter von 18 ihren Universitätsabschluß. Die Popper-Keizer Honors High-School gilt als Eintrittskarte für renommierte Hochschulen.

Dr. Keizer, Gründer und Direktor der Schule, ist stolz auf sein computerisiertes Schulsystem: "Die Rechner erlauben es uns, Schüler sehr individuell auszubilden." Die Lehrer können im Englischunterricht beispielsweise mit Hilfe des Programms "Timbuktu" auf den Bildschirm der Schüler schauen und Anmerkungen zu den Ausarbeitungen ihrer Schützlinge machen. "Die meisten Leute denken, Computer seien hart und kalt. Tatsächlich herrscht hier eine Atmosphäre, in der sich die Kinder gerne aufhalten, um miteinander zu spielen - um ihre gemeinsamen Interessen zu teilen" so der Schulgründer.

Sarah Landers, eine der Schülerinnen, stimmt mit dem nicht ganz überein; ihr fehlen die persönlichen Kontakte, denn sie kann Computerspielen nicht viel abgewinnen: "Die Schule ist gut für Computerkinder, aber nicht für uns andere." Sie diskutiert mit ihrem Vater darüber, ob sie nicht die Schule wechseln kann. Er sieht die Ausbildung jedoch als große Chance, denn in Kalifornien gelten die High-Schools gewöhnlich als schlecht: "Ich sehe, daß die Kinder mit Hilfe der Computer zusammenarbeiten, anstatt als Einzelkämpfer durch ihre Schulausbildung zu gehen." Auch er fürchtet jedoch die drohende Gefahr mangelnder persönlicher Kontakte und der Abhängigkeit vom Computer. (Weitere Infos sind erhältlich unter http://www.pkhonors.pvt.k12.ca.us..

*Peter Matthies ist freier Journalist in Kalifornien und ist zu erreichen unter pmatthiesqcompuserv.com