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High-end-PCs: Geld spielt eine Rolle

18.04.2007
Es geht aufwärts im PC-Bereich, zumindest bei der Ausstattung von Spiele-Rechnern. Die Boliden sind inzwischen zur "Formel Eins" der Branche avanciert und dienen den Herstellern als Aushängeschild - auch wenn sie ihre Leistung niemals ausspielen können.

Die Ausstattung von PCs für Hard-Core-Spieler entfernt sich immer weiter von den Spezifikationen traditioneller Rechner, wie sie etwa im Büro oder als heimische Surf- und Mail-Station eingesetzt werden. So sind Prozessoren in Spiele-PCs werkseitig übertaktet, die ohnehin schon mächtigen Grafikkarten werden doppelt verbaut, und Festplatten arbeiten im RAID-Verbund. Flüssigkühlung, Netzteile mit mindestens 1.000 Watt sowie 4 GB Arbeitsspeicher zählen zum Standard - Preise jenseits von 4.000 Euro auch. Passend dazu gibt es Monitore mit Diagonalen zwischen 22 und 30 Zoll, um den Überblick auf den Schlachtfeldern der Welt nicht zu verlieren. Wer einmal vor einem derartigen System gesessen hat, kann über den neuen Bürorechner nur müde lächeln.

Die ansonsten eher altbacken wirkenden PC-Konzerne Dell und Hewlett-Packard (HP) tragen bereitwillig dem Drang zur Leistung Rechnung, auch wenn der wirtschaftliche Erfolg des Vorhabens fraglich erscheint - eine Übersicht der weltweiten Kunden, die sich den Gegenwert eines Gebrauchtwagens unter den Schreibtisch stellen, dürfte relativ übersichtlich ausfallen. Allerdings haben die Konzerne dank der Spiele-PCs die Möglichkeit, sich mit Marketing-Botschaften aus dem Einheitsbrei der übrigen Desktop-Anbieter zu erheben.

Neben Dells Hausmarke, HPs Zukauf Voodoo und neuerdings auch wieder Commodore tummelt sich seit längerem Alienware in dem Markt. Die Firma war im vergangenen Jahr von Dell gekauft worden, was den Konzern aber bis jetzt nicht davon abgehalten hat, weiter mit seiner eigenen Tochter in Konkurrenz zu treten. Laut einer aktuellen Mitteilung von Alienware sind deren Systeme nun mit Festplatten erhältlich, die ein Terabyte (TB) Daten speichern können. Im RAID-Verbund lassen sich insgesamt vier TB erzielen. Auf einem solchen System wäre theoretisch Platz für eine Million Songs - abzüglich Betriebssystem, Browser und iTunes. Umgerechnet sind dies etwa 800 Spielfilme in DVD-Qualität. In der Wikipedia wird der Umfang der amerikanischen Bibliothek Library of Congress derzeit auf 80 TB geschätzt - 20 Rechner dürften hierfür genügen.

Auch wenn Alienware damit längst nicht über den größten Speicher eines Desktops vorweisen kann, zeigt die Meldung doch, wie schnell sich die Festplattenindustrie derzeit verändert: Vor rund einem Jahr hat Voodoo einen Rechner mit acht TB Speicherplatz angekündigt. Damals war noch die Rede davon, dass in dem bis zu 9.000 Dollar teuren Gerät 16 Festplatten arbeiten. Auch daher erinnern Spiele-PCs an die Formel Eins: Die Technik kann zwar auf der Landstraße nicht ausgereizt werden, aber der technische Fortschritt wird durch sie am Leben gehalten. Und eines fernen Tages fließen die Entwicklungen auch in die Großserienmodelle ein - selbst wenn kein Mensch 4 TB auf dem Büro-Desktop braucht, zumindest noch nicht. (ajf)