Internet als Problem

Hewlett-Packard baut seine Druckersparte um

20.06.2008
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Vyomesh "VJ" Joshi muss drei Jahre nach der letzten Restrukturierung erneut die einst megaprofitable Druckersparte von HP umbauen.

Joshi und HP haben ein Problem: Die Verbraucher drucken weniger mit den teuren HP-Tinten und wandern stattdessen ab zu Web-Seiten und elektronischen Dokumenten. Das ist natürlich nicht erst seit heute so. Deswegen hatte der Druckerchef schon vor drei Jahren versucht, das vor allem durch seine günstigen Consumer-Tintenstrahler bekannte Unternehmen stärker in Richtung kommerziellen Druck und Fotoverarbeitung auszurichten.

HP-Manager Joshi warnt seine Leute vor "enormen Anstrengungen".
HP-Manager Joshi warnt seine Leute vor "enormen Anstrengungen".
Foto: Hewlett-Packard

Bislang hat HP allerdings noch immer die Drucker-Hardware getrennt von dem lukrativen Geschäft mit Verbrauchsmaterialien (Tintenpatronen) verwaltet. In dieser Woche kündigte Joshi nun seinen Mitarbeitern an, er wolle seine Druckersparte unter die Leitung von drei Top-Managern konsolidieren und das Tinten- und Geräte-Business verbinden. "Diese Veränderungen können umwälzend sein und werden von uns allen enorme Anstrengungen erfordern", schrieb Joshi laut "Wall Street Journal" gestern in einer internen Mitteilung.

Im zuletzt abgeschlossenen Fiskalquartal hatte HP gesamt (vor allem die Notebooks und Server des Konzern verkaufen sich wieder sehr gut) den Umsatz gegenüber der vergleichbaren Vorjahreszeit um elf Prozent steigern können. Die Erlöse des Druckerbereichs steigen indes nur noch um sechs Prozent. Was nichts daran ändert, dass die Sparte in den beiden letzten Quartalen 2,38 Milliarden Dollar Gewinn erwirtschaftete und weiterhin robuste Margen vorweisen kann. Firmenchef Mark Hurd ist trotzdem unzufrieden. "Frei heraus gesagt: Ich bin nicht wirklich glücklich damit", sagte der CEO im Februar, als HP im Jahresvergleich rückläufige Einnahmen aus dem Inkjet-Verkauf gemeldet hatte.

Das erhöht natürlich den Druck auf Joshi, den schwierigen Schritt in Richtung höherwertiger Drucksysteme zu vollziehen. "Ein dickes Lob an HP für den Wunsch, Drucken als etwas zu sehen, das nicht nur am PC passiert", konzediert der Cowen-Analyst Lou Miscioscia. "Aber all diese Bereich haben schwierige Geschäftsmodelle." Konkurrent Xerox etwa, der hohe Marktanteile beim industriellen Digitaldruck vorweisen kann, verkauft schon ewig große Drucker im Paket mit Professional Services. HP hingegen biete solche Dienstleistungen erst seit relativ kurzer Zeit an.

Und was das Ausdrucken von Fotos angeht, sind die Verbraucher deutlich weniger aktiv als viele in der Branche erwartet und erhofft hatten. Er habe im Jahr 2005 prognostiziert, dass Consumer im Jahr 2007 daheim 48 Millionen Digitalfotos auch zu Papier bringen würden, sagt IDC-Analyst Ron Glaz. Stattdessen druckten sie im vergangenen Jahr aber nur 27 Millionen Bilder aus und überließen den Rest dem Druck im Handel, an dem HP nur einen vergleichsweise kleinen Anteil hat.

Die HP-Sprecherin Alyson Griffin wollte gestern noch keine Einzelheiten zu der Restrukturierung des Druckerbereichs nennen. Sie erklärte lediglich, aus bislang fünf Business Units würden nun drei, um die Effizienz der Sparte zu erhöhen.

Jedenfalls wird Steve Nigro, zuletzt als Vice President für große kommerzielle Drucker zuständig, neuer Herr über die Tintenstrahldrucker für Endverbraucher und kleine und mittlere Unternehmen sowie die entsprechenden Verbrauchsmaterialien. Sein Nachfolger an der Spitze des Bereichs Graphics wird Michael Hoffmann. Laserdrucker und andere Modelle für Unternehmen wandern in eine dritte Unit. Die bisherige "LaserJet"-Chefin Nor Rae Spohn tritt allerdings ab.

Joshi und Nigro hatten im vergangenen Monat Optimismus versprüht, mit Highend-Tintenstrahldruckern neue Geschäftsmöglichkeiten aufzutun. Derzeit werden die meisten Bücher, Zeitschriften und Zeitungen noch mit traditionellen, analogen Druckmaschinen produziert. HP habe hier "große Marktschancen", die Anwender zum Umstieg auf digitale Technik wie Inkjet-Systeme zu bewegen, sagte Joshi.

In den letzten Jahren hat der Spartenchef bereits über 2000 Arbeitsplätze in seinem Bereich abgebaut. Kleinere Unternehmensdrucker will Joshi künftig verstärkt im Paket mit Software und Services vermarkten. HP will sich hier auch auf eine bessere Integration seiner Drucker in die Netze von Unternehmen fokussieren. Das werde deutlich einfacher werden, sobald die geplante 13,25 Milliarden Dollar teure Übernahme des IT-Dienstleister EDS abgeschlossen sei. "EDS bietet uns viele Möglichkeiten", glaubt Joshi.