Kolumne

"Helden wie wir"

24.09.1999

Wie jeder spätestens seit John Wayne weiß, tut ein Mann das, was er tun muß. Nicht ganz so bekannt ist leider, was IT-Manager tun müssen, um die Informationstechnik als wichtigen Faktor in der Unternehmensstrategie zu verankern. Das liegt an der - im Vergleich zum Gemüt des berühmten Westernhelden - höheren Komplexität der IT und der enormen Geschwindigkeit, mit der sich Informationstechnik und ihre Rolle im Unternehmensumfeld wandelt.

So galt es für den IT-Chef bis vor einigen Jahren, vor allem die finanziellen, technischen und projektbezogenen Risiken von Informationssystemen im Auge zu behalten, wenn er nicht scheitern wollte. Heute sind angesichts der rasanten technischen Weiterentwicklung laut Eric Clemens, IT-Professor an der University of Pennsylvania, eher funktionale und politische Risiken zu beachten.

Beide Problemfelder bergen in der Tat genügend Sprengstoff: das funktionale, weil IT-Projekte nicht mehr nur Nutzer innerhalb des Unternehmens betreffen, sondern auch Kunden außerhalb der Organisation. Bei E-Commerce-Projekten beispielsweise weiß die entwickelnde IT-Abteilung oft erst nach dem Rollout, ob der Online-Shop den Bedürfnissen der Kunden entspricht. Ebenso schwer sind die politischen Stolpersteine zu überwinden. So können IT-Projekte auch am Widerstand der Kollegen Fach-Manager scheitern, die um Macht und Einfluß fürchten. Weitere politische Risiken liegen in der mangelnden Akzeptanz der Mitarbeiter, die die mit dem neuen System verfolgten Ziele nicht verstehen oder sich durch sie in ihrer Existenz bedroht sehen.

Was also muß/kann ein IT-Manager tun, damit die IT in Unternehmen in Zukunft eine tragende Rolle zu spielen vermag? Er muß seine Kollegen und Chefs davon überzeugen, daß jede Unternehmensvision ohne eine durchdachte IT-Strategie Makulatur ist. Natürlich läßt sich solche Überzeugungsarbeit am besten betreiben, wenn man mit hierarchisch Gleichgestellten zu tun hat. Dem IT-Chef ohne Vorstandsposten bleibt dagegen nichts anderes übrig, als die Quadratur des Kreises zu versuchen: ohne höheres Budget und mit den gleichen Mitarbeitern mehr zu leisten und neben den direkten IT- auch die unternehmenspolitischen Risiken zu beachten. Womit wir wieder bei John Wayne angelangt sind. Der stand auch immer wieder vor unmöglichen Aufgaben und ist dabei zum Helden geworden.