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Hat Goldman Sachs bei Neuemissionen Ebay-Manager bevorzugt?

26.01.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Vier Topmanager von Ebay, darunter auch CEO Meg Whitman, müssen sich wegen der Zuteilung von Neuemissionsaktien durch die Investment-Bank Goldman Sachs voraussichtlich vor Gericht verantworten. Das Delaware Chancery Court schmetterte am gestrigen Sonntag einen Antrag auf Abweisung der Aktionärssammelklage ab. Goldman Sachs soll den Angeklagten als Gegenleistung für Aufträge im großen Stil Neuemissionsaktien zu Sonderkonditionen angeboten haben, so der zuständige Richter William Chandler III. Während des New-Economy-Booms waren manche IPO-Aktien (Initial Public Offering) so begehrt, dass sich das eingesetzte Kapital oft innerhalb weniger Stunden verzehnfachte.

Hintergrund der Klage ist der Bericht eines Untersuchungsausschusses des US-Kongresses im Oktober 2002. Demzufolge sollen Ende der neunziger Jahre 21 Führungskräfte von Hightech-Firmen bei lukrativen, überzeichneten Neuemissionen von der bevorzugten Aktien-Zuteilung durch Goldman Sachs profitiert haben. Im Gegenzug habe die Bank umfangreiche Aufträge von den Unternehmen erhalten.

Bei Ebay soll allein Firmenchefin Whitman seit 1996 bei mehr als 100 Börsengängen eine Zuteilung von Goldman Sachs erhalten haben. Die Gründer des Internet-Auktionshauses Jeffrey Skoll und Pierre Omidyar wurden laut Anschuldigung mindestens bei 75 beziehungsweise 40 IPOs mit günstigen Aktien bedacht. Director Robert Kagle hat angeblich bei mindestens 25 Börsengängen IPO-Aktien erhalten.

Es liege auf der Hand, dass bei den Angeklagten ein gewisser Konflikt zwischen den Zuteilungen und ihren unternehmerischen Aufgaben bestanden habe, begründete Richter Chandler seine Entscheidung. Da es sich bei den IPO-Aktien offensichtlich um einen Discount oder Rabatt für vergangene oder künftige Investment-Banking-Geschäfte gehandelt habe, hätte dieser dem gesamten Unternehmen zugestanden. Stattdessen hätten die Beschuldigten die Vergünstigungen unter sich aufgeteilt. (mb)