Customizing erschwert den HANA-Umstieg

Hanalyzer nimmt SAP-Code unter die Lupe

15.02.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit dem Hanalyzer haben die dänischen Entwickler von Gekkobrain ein Cloud-Tool vorgestellt, mit dessen Hilfe Anwender ihre durch Customizing angepassten SAP-Systeme fit machen können für die neue HANA-Welt.

Die dänischen SAP-Spezialisten von Gekkobrain haben mit dem "Hanalyzer" ein Werkzeug entwickelt, dass Unternehmen dabei helfen soll, ihre bestehenden SAP-Anwendungen in die neue HANA-Welt zu migrieren. SAP konzentriert derzeit seine Entwicklungsanstrengungen auf die selbst gebaute In-Memory-Datenbank HANA. Mittlerweile bildet das System die Grundlage für sämtliche neuen Entwicklungen der badischen Softwerker. Das gilt für SAPs Cloud-Lösungen wie auch die neue Generation der Business-Software S/4HANA.

Der Umstieg mit bestehenden SAP-Anwendungen auf HANA ist jedoch alles andere als trivial. Aufgrund der neuen Architektur - in-Memory und Spalten-orientiert - müssen die verknüpften Applikationen die Datenbank ganz anders adressieren als die gewohnten klassischen Relationalen Datenbank-Management Systeme (RDBMS). Der Anwendungs-Code muss entsprechend angepasst werden, um die von SAP versprochenen Vorteile auch wirklich nutzen zu können. Das funktioniert im Standard vergleichsweise unkompliziert. SAP selbst baut seine Software im Zuge der Updates und Support Packages dafür aus. Doch vor allem hinsichtlich des Customizing bereitet die neue Datenbanktechnik den Anwendern Kopfzerbrechen.

Jede Codezeile muss auf den Prüfstand

Viele Anwenderunternehmen haben tausende von Objekten mit selbst geschriebenem Code in ihren Systemen, beschreibt Gekkobrain-Direktor Joe Strand sie Situation aus seiner Sicht. Jede einzelne Codezeile müsse hinsichtlich der HANA-Nutzung untersucht und optimiert werden. Bis zu 30.000 Objekte müssten Strand zufolge dabei auf den Prüfstand. In etlichen Unternehmen könne dieser Prozess bis zu einem Jahr dauern.

Mit dem Cloud-Tool Hanalyzer von Gekkobrain sollen Anwender Aufschluss darüber bekommen, wie aufwendig es ist, ihren Customizing-Code in die HANA-Welt zu hieven.
Mit dem Cloud-Tool Hanalyzer von Gekkobrain sollen Anwender Aufschluss darüber bekommen, wie aufwendig es ist, ihren Customizing-Code in die HANA-Welt zu hieven.
Foto: Gekkobrain

Um den HANA-Umstieg zu vereinfachen und zu beschleunigen, bietet Gekkobrain seinen neuen Cloud-Service "Hanalyzer" an. Damit könnten die Anwender sämtliche Code-Aufbereitungsprozesse effizienter analysieren, priorisieren und steuern, so das Versprechen der Dänen. Das Werkzeug filtert beispielsweise redundante Objekte heraus und eliminiert diese. Damit sei dann meist schon die Hälfte der Problemfälle gelöst, sagen die Verantwortlichen von Gekkobrain. Features für das Task-Management erlauben es den Verantwortlichen, die Aufarbeitung des Codes besser zu steuern als es zum Beispiel mit Excel-Tabellen möglich wäre. Außerdem überprüft der Hanalyzer neu hereinkommenden Code automatisch, ob dieser bereits für HANA passt. Ist das nicht der Fall, wird dieser in die Pflege-Tasks eingereiht.

Der Code bleibt beim Anwender

Für die Prüfung der angepassten SAP-Systeme ist es Gekkobrain zufolge nicht erforderlich, dass die Anwender möglicherweise sensiblen und unternehmenskritischen Code in die Cloud versenden müssen. Vielmehr erhalten Interessenten nach einer Registrierung ein Stück Software, das in das eigene SAP-System eingespielt wird. Dieses Programm untersucht den Code und übermittelt die Ergebnisse in die Cloud. Dort entwickelt der Hanalyzer auf Basis dieser Daten einen Plan für den bestmöglichen Umstieg auf HANA. Hanalyzer funktioniert als Add-on zum "SAP Code Inspector". Diesen nutzt das Cloud-Tool, um die Problembereiche im Code zu ermitteln. Doch während der Code Inspector lediglich eine Liste mit Problemen ausspuckt, bietet der Hanalyzer darüber hinaus eine Priorisierung der Problemfälle an. Außerdem kalkuliert das Werkzeug den Aufwand, der für die Aufbereitung notwendig ist.

Den Hanalyzer gibt es in einer kostenlosen Basisversion. Wer mehr Funktionen benötigt, muss zur Komplettversion für 199 Dollar pro Monat greifen. Damit kann sich eine unbegrenzte Zahl von Usern ein einzelnes SAP-System vornehmen. Für jede weitere SAP-Installation werden zusätzlich 99 Dollar je Monat fällig. Das im dänischen Aarhus beheimatete Unternehmen Gekkobrain wurde von einem Team von SAP-Entwicklern gegründet. Deren Vision ist es eigenen Angaben zufolge, Tools zu entwickeln und anzubieten, die den SAP-Abteilungen in den Unternehmen das Leben erleichtern soll.