Neue Geschäftsfelder florieren noch nicht

Halbjahresbilanz zeigt eine angeschlagene Groupe Bull

31.07.1998

Der Umsatz erhöhte sich leicht von 11,3 Milliarden auf 11,7 Milliarden Franc (plus 3,5 Prozent). Bull rechnet zwar mit einer Belebung der Geschäfte in der zweiten Jahreshälfte, doch die Wachstumsprognose liegt nun für 1998 nur noch bei fünf Prozent - ursprünglich hatten die Franzosen eine Umsatzsteigerung zwischen fünf und zehn Prozent angepeilt.

Der ehemalige Staatskonzern betreibt seit Jahren den Rückzug aus weniger lukrativen Geschäften wie dem Mainframe- und dem PC-Business. Statt dessen investiert die Company verstärkt in Systemintegration, Technologieberatung, Software-Entwicklung und Smartcard-Produktion. Der Umsatz ging jedoch bei Software, Smartcards und Chipkarten-Terminals trotz gestiegener Ausgaben für Marketing und Vertrieb zurück. Bull litt nach Unternehmensangaben darunter, daß sich die Einführung der in Deutschland längst üblichen Chipkarte für die Krankenversicherung in Frankreich verzögerte. Inzwischen habe sich aber in dieser Division die Auftragslage gegenüber dem Jahresbeginn um 40 Prozent verbessert.

Ein Wachstum von 27 Prozent verzeichnete die auf Systemintegration spezialisierte Service-Abteilung, während das Unternehmen bei den Kundenservices nur um 4,5 Prozent zulegte. Die Server-Division hatte zwar ordentliche Verkaufszahlen vorzuweisen, doch führten stark fallende Preise zu einem Umsatzminus von sieben Prozent. Im Geschäft mit offenen Systemen legte Bull dagegen um acht Prozent zu.

Ebenso schmerzlich wie der Einbruch im operativen Geschäft wirkte sich auf die Halbjahresbilanz das Fehlen sogenannter Einmaleffekte aus, die in den vergangenen Jahren die Bilanzen regelmäßig aufgehellt hatten. Sie entstanden durch den Verkauf nichtlukrativer oder nicht zum definierten Kerngeschäft passender Unternehmenseinheiten. Allein in den ersten sechs Monaten des Vorjahres erzielte Bull auf diesem Weg Sondereinnahmen in Höhe von 250 Millionen Franc.

Hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung in den strategischen Geschäftsbereichen Software und PC-Smartcards trugen schließlich ebenso zum Defizit bei wie die um 67 Prozent gestiegenen Aufwendungen für das Anheuern und Umschulen von Personal.