KI am Arbeitsplatz

Hälfte der Gen-AI-User nutzt unerlaubte Tools

22.11.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Gen AI erobert unkontrolliert die Arbeitswelt, denn oft fehlen definierte Richtlinien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Salesforce-Studie.
Wie halten es die Beschäftigten mit Gen AI am Arbeitsplatz? Diese Frage untersuchte Salesforce in einer jetzt veröffentlichten Studie.
Wie halten es die Beschäftigten mit Gen AI am Arbeitsplatz? Diese Frage untersuchte Salesforce in einer jetzt veröffentlichten Studie.
Foto: Alliance Images - shutterstock.com

Knapp ein Viertel der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nutzt generative KI am Arbeitsplatz. Im Vergleich zu anderen Ländern sind das relativ wenige Beschäftigte. So verwenden in den USA 36 Prozent Gen AI und im globalen Durchschnitt sind es 28 Prozent. Zwei Drittel der Befragten in Deutschland geben an, damit produktiver zu sein.

Arbeiten mit verbotenen Tools

Dabei scheren sich die deutschen Arbeitnehmer relativ wenig darum, was ihre Chefs zum KI-Einsatz sagen. So gebrauchen viele von ihnen die Technologie nicht im offiziellen Rahmen: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der befragten KI-Nutzer in Deutschland (global 55 Prozent) hat schon einmal mit nicht genehmigten generativen KI-Tools gearbeitet. 34 Prozent verwendeten sogar ausdrücklich verbotene Werkzeuge.

Mehr als die Hälfte nutzt nicht erlaubte KI-Tools am Arbeitsplatz.
Mehr als die Hälfte nutzt nicht erlaubte KI-Tools am Arbeitsplatz.
Foto: Salesforce

Zu diesen Ergebnissen gelangt die Salesforce-Studie "The Promises and Pitfalls of AI at Work". Im Rahmen der Studie befragte YouGov im Oktober insgesamt 14.000 Beschäftigte in 14 Ländern, darunter auch etwa 1.000 aus Deutschland. Die Befragung wurde online durchgeführt.

Klare Richtlinien fehlen

Eine Ursache für die unerlaubt Gen-AI-Nutzung dürfte darin liegen, dass viele Unternehmen keine klaren Richtlinien für den Einsatz generativer KI am Arbeitsplatz definiert haben, oder die Mitarbeiter nichts davon wissen. Dies geben zumindest 81 Prozent der deutschen Arbeitnehmer an. Bei 30 Prozent fehlen diese Richtlinien sogar komplett.

Selbst da, wo es Vorgaben gibt, genügen diese oft nicht für einen zielgerichteten Einsatz. 35 Prozent der Befragten geben an, dass die KI-Richtlinien in ihrem Unternehmen für den geplanten Einsatz nicht ausreichend sind.

Fehlende Richtlinien schlagen auch auf den individuellen Umgang mit KI-Ergebnissen durch. 55 Prozent der Umfrageteilnehmer haben bereits KI-generierte Ergebnisse als ihre eigenen ausgegeben. Das sind allerdings noch deutlich weniger als im internationalen Vergleich. Global haben das 64 Prozent der Befragten bestätigt.

Es mangelt an KI-Schulung

In vielen Unternehmen fehlen KI-Richtlinien, oder die Mitarbeiter kennen sie nicht.
In vielen Unternehmen fehlen KI-Richtlinien, oder die Mitarbeiter kennen sie nicht.
Foto: Salesforce

Doch es gibt noch andere Herausforderungen rund um das Thema KI am Arbeitsplatz. Wissen und Information über die neue Technologie sind solche Aspekte. So mangelt es der Studie zufolge an Bildung zur KI-Verwendung.

Drei Viertel der Arbeitnehmer haben keine Schulung über den angemessenen Umgang mit generativer KI erhalten. Fast genauso vielen (74 Prozent) fehlt ein Training zum Thema sichere KI-Nutzung.

KI-Know-how fördert Karriere

Unabhängig davon, ob sie generative KI am Arbeitsplatz einsetzen oder nicht, sind sich die Arbeitnehmer über die Auswirkungen der Technologie auf ihre berufliche Laufbahn bewusst. Fast die Hälfte in Deutschland glaubt, dass KI-Kenntnisse ihre Karriereaussichten steigern.

Nahezu gleich viele (45 Prozent) finden, dass diese Kompetenzen ihnen mehr Zufriedenheit im Job verschaffen. Und 40 Prozent rechnen mit höheren Gehältern. Immerhin 31 Prozent der Befragten würden in Erwägung ziehen, ihre generativen KI-Fähigkeiten zu übertreiben, um sich eine Stelle zu sichern.