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Hacker sind Dauergäste in Online-Casinos

11.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit schöner Regelmäßigkeit fallen Hacker über Online-Casinos her. Die Betreiber der Internet-Spielhallen wollen darüber am liebsten Stillschweigen bewahren. Ende August wurde ein Server des kanadischen Online-Spiele-Entwicklers Cryptologic gehackt, gab das Unternehmen zu. Dabei wurden Würfelspiele und Video-Spielautomaten so manipuliert, dass jeder Mitspieler über mehrere Stunden hinweg immer nur gewann. 140 Zocker konnten so insgesamt 1,9 Millionen Dollar einstecken. Sie alle durften ihren Gewinn behalten, da sie laut Cryptologic an dem Einbruch in das System nicht beteiligt waren. "Der Einbrecher scheint Insiderinformationen über unser System zu besitzen", erklärt Cryptologic-Sprecherin Nancy Chan-Palmateer. Ihr Unternehmen zahlt nun 600.000 Dollar aus der eigenen Tasche, 1,3 Millionen Dollar des Schadens ist über eine Versicherung abgedeckt.

Sicherheitsexperten zufolge hat Cryptologic Glück gehabt, dass der Einbruch frühzeitig bemerkt wurde. Andere Sites seien wesentlich länger heimgesucht worden. Dabei gebe es verschiedene Formen der Angriffe: Vor großen Sportveranstaltungen würden beispielsweise oft die Server von Wett-Site-Betreibern per Denial-of-Service-Attacken lahmgelegt. Oder aber es würden fingierte Sites zur Angabe von Kreditkartennummern vorgeschaltet, und anschließend die Konten der ahnungslosen Spieler geplündert. Und bei einigen dieser Raubzüge hätten die Hacker von den Casino-Betreibern anschließend horrende Summen an Schutzgeldern gefordert - mit dem Versprechen, dass sich der Einbruch nicht wiederhole.

"Die Opfer wollen das natürlich nicht publik machen, denn es ist schlecht für das Geschäft", erklärt Steve Donoughue von "The Gambling Consultany" in London. Laut Neil Barrett, technischer Direktor einer englischen Beratungsfirma in Sachen E-Security, sind die Überfälle auf Online-Casinos bestens organisiert. Zahlreiche Spuren führten nach Osteuropa. Für Hacker seien Einbrüche in Online-Casinos ein lohnendes Geschäft, sagt Donoughue. Viele Betreiber sitzen in der Karibik, mit unklarer Gerichtsbarkeit. Und es sei nur logisch, dass zwielichtige Online-Spielhallen im Fokus der Betrüger stünden, denn "die Kunden dieser Etablissements werden sich wohl kaum beschweren".