IT-Profis erhöhen ihr Ansehen nicht nur durch Know-how

Gute Kommunikation gehört zum "Reputation-Management"

07.05.1999
SAN MATEO (IDG) - Nicht nur Fleiß, technische Kenntnisse und Weiterbildung fördern den guten Ruf eines IT-Profis im Unternehmen. Zum erfolgreichen "Reputation-Management" gehören nach Beobachtung von Paula Jacobs von der amerikanischen CW-Schwesterpublikation "Infoworld" auch die Fähigkeiten, zu kommunizieren sowie seine Kompetenz bei Vorgesetzten und Kollegen gut zu verkaufen.

"Ein IT-Profi sollte Ideen und Konzepte verkaufen können", weiß Dave Fontanese, Direktor des Informations-Service beim Citicorp Center, einem Finanzunternehmen in Los Angeles. Vorteilhaft sei es, Politiker, Diplomat und sein eigener Marketing-Leiter in einem zu sein. Braucht man Unterstützung zur Durchsetzung eigener Ideen oder zur Teilnahme an wichtigen Projekten, ist es entscheidend, bei den Mitarbeitern Ansehen zu genießen. Ein guter Ruf zahlt sich auch bei der Bewilligung von Mitteln für Projekte und nicht zuletzt bei Beförderungen aus.

Techniker vernachlässigen Kontakt zu Kollegen

"Viele IT-Profis wissen nicht um die Wichtigkeit ihrer Reputation", beobachtete Beverly Kaye aus Sherman Oaks, Kalifornien, eine Kapazität auf dem Gebiet der Karriereplanung und Autorin des Buches "Up ist not the only way". "Das Ansehen ist eine entscheidende Größe, die häufig übersehen wird", so Kaye. Der gute Ruf sollte sich nicht nur auf die technischen Fertigkeiten beziehen, sondern auch auf kommunikative Fähigkeiten und die Persönlichkeit.

"Techniker konzentrieren sich so sehr auf ihre technischen Aufgaben, daß sie darüber den Kontakt zu anderen Mitarbeitern vernachlässigen", bestätigt Bob Murphy, President von Human Resources Partners in Natick, Massachusetts. Die Fixierung auf die Technik hindert sie daran, den Rest des Unternehmens wahrzunehmen. Erst wenn ein IT-Experte bei einer Beförderung übergangen wird, fragt er sich nach dem Eindruck, den er womöglich auf andere macht. In solchen oder anderen gravierenden Fällen empfiehlt es sich, beim Vorgesetzten um eine ehrliche Beurteilung der eigenen Schwächen und Stärken zu bitten sowie die Anforderungen für die nächsthöhere Hierarchiestufe zu erfragen.

Will man wissen, was die anderen wirklich über einen denken, sollte man sich zunächst folgende Fragen stellen:

- Wie häufig fragen die Kollegen um Hilfe?

- Wie oft wird man zur Teilnahme an Schlüsselprojekten gebeten?

- Stoßen die eigenen Vorschläge bei Meetings auf Resonanz?

- Ist es schwer, Mittel für Projekte zu erhalten?

- Würden mich die Kollegen als "Team Player" bezeichnen?

Beverly Kaye gibt IT-Profis darüber hinaus den Tip, sich vorzustellen, wie Kollegen über einen reden würden, wenn man für fünf Minuten ein Meeting verließe. Der nächste Schritt ist, Kollegen und Kunden zu fragen, wie ihre Anforderungen besser erfüllt werden könnten. Hierbei sollte man sich bei Personen erkundigen, deren Meinung man schätzt und die möglichst objektiv sind. Schließlich ist es wichtig, gut zuzuhören, ohne sich in die Defensive gedrängt zu fühlen und überempfindlich auf eine in der Kritik versteckte Wahrheit zu reagieren.

Bei der Selbstprüfung sollten auch Fragen nach weniger greifbaren Aspekten nicht fehlen: die Unternehmenskultur, das Reden über andere sowie das eigene Selbstbewußtsein.

In einem gut funktionierenden Unternehmen ist es oft leichter, das eigene Ansehen einzuschätzen, als in einem weniger gut laufenden Betrieb. Dorian Hanzich, Direktor des IT-Service des Accounting-Unternehmens Haskell & White, Newport Beach, Kalifornien, beschreibt die drei gängigen Kategorien in schlecht funktionierenden Organisationen so: "die Aufsteiger, die Absteiger sowie die Opfer vergangener Schlachten".

Hanzich warnt vor übler Nachrede: "Andere in Verruf zu bringen oder abfällig über sie zu reden, rächt sich." Und er rät zu Selbstbewußtsein: "Man sollte sich nicht unter Wert verkaufen." Wer nicht an sich selbst glaube, könne auch andere nicht von sich überzeugen.

Es gibt keinen exakten Plan für den eigenen Erfolg im Unternehmen. Ungeachtet der Stellung im Unternehmen oder der Betriebsgröße, treffen indes einige allgemeine Richtlinien immer zu: Um auf Vorgesetzte und gleichrangige Kollegen einen guten Eindruck zu machen, bedarf es kommunikativer und strategischer Gaben sowie der Fähigkeit, Probleme sowohl aus geschäftlicher als auch aus technischer Perspektive anzugehen. Dave Opton, Gründer des Karriere-Management-Service Exec-U-Net in Norwalk, Connecticut, bezeichnet Kompetenz als Schlüsselfaktor für Beförderungen. Hierzu gehört auch, daß Vorgesetzte die gut gelösten Aufgaben wahrnehmen. Darüber hinaus sollte man Initiative ergreifen, Kontakte zu anderen Abteilungen knüpfen und einen Mentor finden, den man um Rat fragen kann.

Vorteilhaft sind auch freiwillige Überstunden, vor allem in Vorzeigeprojekten: Man trägt so zum Unternehmenserfolg bei und beweist Teamgeist. Neben dem eigenen Ansehen nützt es dem Ruf des Vorgesetzten und dem der eigenen Abteilung. Überstunden sollte man nicht scheuen, wenn Hilfe und Rat für andere Projekte gefragt ist: Kompetenz zeigt sich auch darin, daß man als Ansprechpartner für technische Probleme gilt. Der zusätzliche technische Service für die Vorstandsebene ist daher eher eine günstige Gelegenheit zur Profilierung als eine Bürde.