Gretchenfrage

11.04.1980

Wie sorgfältig werden DV-Entscheidungen vorbereitet? Wie gut wird in der Auswahlphase dokumentiert? Es sind Personen aus dem Umfeld der Datenverarbeitung, die neuerdings derart unbequeme Fragen stellen: Datenschützer und DV-Revisoren.

Wer zum engeren Kreis der Computer-Spezialisten gehört, schaltet in diesem Punkt besser auf stur. Niemand kann bekanntlich dazu gezwungen werden, zum eigenen Nachteil auszusagen. Und Vorteile hat die Beibehaltung des Status quo in erster Linie für die Datenverarbeiter: "Da das Top- Management nur über begrenzte DV-Kenntnisse verfügt, genieße ich eine relativ große Handlungsfreiheit, bekennt treuherzig Gregor Humpohl, DV-Chef bei der Duisburger Lehkering AG (siehe Thema der Woche, Seite 5).

Da ist es zu verschmerzen, daß DV-Verträge stets von Top-Managern paraphiert werden. Der DV-Chef bleibt bei solchen Anlässen beschieden im Hintergrund. Er übernimmt dafür die Führung, wenn das neue Rechenzentrum eingeweiht wird. Das gibt dann ein Foto für' s Firmenarchiv und die Lokalpresse. Und niemand fragt, ob es nicht eine wirtschaftlichere Alternative gegeben hatte.

Die Geschäftsleitung weiß zwar, daß sich "ihr" DV-Mann für das Produkt des Herstellers XXX entschieden hat, "um auch morgen noch einen zuverlässigen Partner zu haben ".

Sie weiß auch, was der ganze Spaß kostet.

Aber damit hört die Beteiligung an DV-Entscheidungsprozessen auf.

Mit Wirtschaftlichkeitsfragen hat sich dann der Revisor herumzuschlagen. Daß Entscheidungen über DV-lnvestitionen nachvollziehbar gemacht werden können - auch für Computer- Halbprofis wie Manager, Datenschutzbeauftragte und Revisoren - ist sicher eine Utopie. Es liegt jedoch im ureigensten Interesse des DV-Mannes, daß "seine Entscheidungen von anderen mitgetragen werden.

Fazit: Der DV- Chef tut gut daran, seine Mitmenschen schlauer zu machen.