Computer als Assistenten - eine Vision für Informationsverarbeiter:

GMD plant das DV-System mit Persönlichkeit

28.08.1987

SANKT AUGUSTIN (lo) - "Computer als Assistenten" nennt die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung (GMD) in Sankt Augustin ihren Forschungsschwerpunkt für die nächste Dekade. Dieses System soll in den neunziger Jahren leisten, was, so die Informatik-Experten, der Name "Personal Computer" bislang verspreche, aber nicht halte.

Für Informationsverarbeiter wie etwa Planer, Manager oder Ingenieure, haben die Verantwortlichen der Großforschungseinrichtung für Informatik und Informationstechnik eine Vision, den rechnerbasierten persönlichen Helfer. Seine Aufgabe ist, für den Anwender den Datenfluß vorzustrukturieren. Dabei sollen sich diese Systeme an den Fähigkeiten und Eigenschaften orientieren, die auch einen guten menschlichen Assistenten auszeichnen. Dazu gehört etwa, sich wandelnden Bedürfnissen und Aufgabenstellungen des Nutzers anzupassen.

Ebenso soll die automatisierte Hilfskraft dem Planer nicht nur Hilfe auf Anforderung leisten, sondern auch Eigeninitiative entwickeln. Diese muß sie dem Benutzer gegenüber dann auf verständliche Weise begründen können.

Ein ausreichend großes Quentchen "common sense" schließlich läßt die Rechner nur im Rahmen vereinbarter Kompetenzen tätig werden.

Ihre Einsatz sehen die Experten der GMD im Büro, als Fachassistent für bestimmte Berufsgruppen oder im Bereich Kommunikation.

Mit diesem Projekt, einem Schwerpunkt der künftigen wissenschaftlichen Arbeit, übt die GMD gleichermaßen herbe Kritik an bisherigen Forschungsergebnissen wie auch an Herstelleranstrengungen, denn, so formulierte es Gerhard Goos, technisch-wissenschaftliches Vorstandsmitglied der GMD, "der Personal Computer von heute hält noch nicht, was sein Name verspricht".

Bisher sind die Konzeption für die "neue Generation von informationtechnischen Bürosystemen" allerdings noch Gegenstand der Forschung, für die ein Zeitraum von 15 Jahren angesetzt ist. Mit Methoden der Künstlichen Intelligenz gilt es vor allem, neue Resultate zur Wissensrepräsentation und -akquisition über reines Fachwissen hinaus zu erarbeiten. Im internationalen Wettbewerb steht das 1986 gegründete Forschungszentrum mit der Idee von "Assistenz-Maschinen" nicht allein; die GMD plaziert sich im internationalen Wettbewerb in der Spitzengruppe.

Jährlich verfügen die Forscher aus Sankt Augustin über ein Gesamtbudget von 100 Millionen Mark für alle Forschungsarbeiten. Die Entwicklung des "Assistenten", bei der ein nicht geringer Teil Grundlagenforschung betrieben werden muß, finanziert das Bundesministerium für Forschung und Technologie und nicht benannte - kooperierende Partner der deutschen Industrie. Der Kostenvoranschlag lautet 20 bis 40 Millionen Mark. An Manpower für Forschungsarbeiten am "Computer als Assistenten" stellt die GMD nach eigenen Angaben zwischen 50 und 80 Experten ab.