Gast-Kommentar

13.12.1996

Elektronische Medien werden für das Marketing interessanter. Jeder kennt Spots mit einer Telefonnummer, unter der Informationen abgerufen werden können. Wirklich neu ist "Teleberatung" über Textseiten im privaten Fernsehen, beispielsweise RTL. Der potentielle Kunde (etwa einer Versicherung) kann anrufen und erhält zusätzlich zur klassischen mündlichen Telefonberatung sofort auf ihn persönlich zugeschnittene Berechnungsbeispiele und Schaubilder auf den heimischen Fernsehbildschirm gespielt.

Doch diesen Service nutzen erst wenige. Der Fernsehzuschauer konsumiert eben heute noch passiv, anstatt aktiv auf Interaktion auszugehen. Von deren Mehrwert könnte er auch nur durch äußerst anschauliche Präsentationen auf seinem häuslichen Bildschirm überzeugt werden. Das gilt in gleicher Weise für die Programmangebote der Online-Dienste etwa im Internet, die - so wie sie sich heute oft noch darstellen - als Marketing-Instrumente schlicht überfordert sind. Gerade für die Kundengewinnung entscheidende Leistungen wie Kalkulationen und individuelle Beratungen, die wegen der Dialogfähigkeit des elektronischen Mediums dort durchaus ihren Platz finden könnten, gibt es via Netz bisher selten.

Der Online-Verkauf, jedenfalls der von Versicherungen, steckt noch in den Kinderschuhen. Weitere kritische Faktoren wie zu geringe Übertragungskapazitäten von Leitungen und Modems sowie mangelnde Datensicherheit kommen hinzu. Doch das dürfte sich durch besseres Equipment und funktionierende Sicherheitskonzepte auf Dauer beheben lassen. Verändern wird sich die Marketing-Landschaft nur mit Akzeptanz der Verbraucher. Gefragt sind deshalb kreative Marketiers, die Kunden den Nutzen interaktiv erstellter, elektronischer Ad-hoc-Angebote auch "verklickern" können.