Quark-Prozessor im Einsatz

Galileo – Intels Open-Source-PC für 60 Euro ist da

05.12.2013
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Bastler, Entwickler und Hacker können Intels Open-Source-Computer Galileo bestellen. Die Auslieferung an Distributoren hat begonnen.

Schon in wenigen Tagen, so teilte Intel-Sprecherin Claudine Mangano unseren Kollegen vom "IDG News Service" via E-Mail mit, werden die "Open-Source-Rechner" in den Verkauf gehen. Der Online-Händler Mouser Electronics listet Galileo zu einem Stückpreis von 56,93 Euro.

Galileo wird als Platine ohne Gehäuse ausgeliefert. Die Größe übertrifft nur unwesentlich die einer Kreditkarte. Zielgruppe sind Hacker und Hobbyisten, die eine Alternative zum "Raspberry Pi" suchen und damit beispielsweise Media-Center-PCs, Roboter oder andere Gadgets basteln möchten. Open-Source-Computer bedeutet, dass Intel alle Details zum Aufbau und Design der Platine offenlegt und zur Verfügung stellt, so dass sie auch von anderen Herstellern produziert werden kann.

Galileo – Intels Open-Source-PC für 60 Euro ist da
Galileo – Intels Open-Source-PC für 60 Euro ist da
Foto: Intel

Galileo basiert auf Intels im September neu vorgestelltem Quark-Prozessor, der weniger Strom als Atom-Prozessoren benötigt und in Wearable Devices sowie anderen kleinen Geräten zum Einsatz kommen soll, auf denen heute eher ARM-Prozessoren verwendet werden. Zu den ersten Projekten, die Galileo nutzen, gehört der Süßigkeiten-Roboter "YesYesBot" sowie "Lyt", ein von Mobilgeräten aus steuerbares Licht-Panel.

Galileo ist teurer als der populäre Open-Source-PC Raspberry Pi, der für rund 25 Dollar zu haben ist. Dieser nutzt einen ARM-Prozessor und ermöglicht eine Grafikauflösung von 1080p. Billiger ist auch das "BeagleBone"-Board, das ebenfalls auf einen ARM-Prozessor setzt und mit knapp 50 Dollar zu Buche schlägt.

Zu den wichtigen Features des Galileo gehört die volle Unterstützung der Integrierten Entwicklungsumgebung "Arduino", eine plattformunabhängige Java-Anwendung, die oft benutzt wird, um einfache Elektronikanwendungen zu schreiben.

Intel stützt sich auch auf die sogenannte Maker-Community um herauszufinden, wie sich die neue Produktlinie der stromsparenden Quark-Chips in der Praxis macht und welche Einsatzszenarien möglich sind. Maker bezeichnet eine Subkultur von Technik-Fans, die ohne teure Produkte Probleme im Do-it-Yourself-Ansatz lösen. Quark-Chips, die für Wearable Devices oder kleine Elektronikgeräte vorgesehen sind, könnten dabei ein wichtiger Baustein werden.

Der Hobbyisten-Markt ist für Intel nicht unbedeutend, wie das Beispiel Rasperry Pi zeigt: Binnen eines Jahres hat die im universitären Umfeld entstandene Non-Profit-Oragnisation zwei Millionen der kreditkartengroßen Platinen abgesetzt.

Wie Dean McCarron, Principal Analyst bei Mercury Research mutmaßt, möchte Intel mit seinem Engagement dafür sorgen, dass mehr Anwendungen für die x86-Prozessorarchitektur geschrieben werden. Studenten und Hobby-Entwickler ließen sich mit dem Galileo-Ansatz gut erreichen. Intel will 50.000 Galileo-Platinen kostenlos an über 1000 Universitäten verteilen. "Hier öffnet sich eine weitere Front im Kampf zwischen ARM und Intel", sagt der Analyst.

Die technischen Daten des Galileo: Es handelt sich um eine 32-Bit-Quark-Computer, der auf dem x86-Pentium-Design basiert und mit 400 MHz getaktet ist. Er verfügt über 512 KB RAM. An Bord sind zudem ein 256-MB-DRAM-Speicher, 8MB Flash-Speicher, ein Eingang für eine Micro-SD-Modul, ein 100-Mbps-Ethernet-Port, ein kleiner PCI-Express-Eingang, eine USB-2.0-Schnittstelle und ein RS-232-Serial-Port. Separat können ein Netzanschluss und weitere Komponenten erworben werden. (hv)