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Fujitsu Siemens sucht Wege aus der Krise

21.11.2000
Ein Strategiewechsel soll den sinkenden PC-Verkaufszahlen von Fujitsu Siemens Computers Einhalt gebieten. Das Joint Venture will künftig verstärkt auf mobile IT-Infrastruktur für Unternehmenskunden setzen und in den Markt für Handheld-Geräte einsteigen.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Wir haben im ersten Jahr Marktanteile verloren," kommentierte Paul Stodden, Chief Executive Officer (CEO) von Fujitsu Siemens Computers (FSC) gestern in Frankfurt die rückläufigen PC-Verkaufszahlen des Unternehmens. Diese will das ein Jahr alte Joint Venture von Siemens und Fujitsu nun mit Produkten und Services für das mobile E-Business auffangen. Zudem plant die europäische Company den Einstieg in den Handheld-Markt. Wann die ersten Lösungen in den Handel kommen sollen, ist allerdings noch unklar. "Erste Meilensteine" erwartet Stodden jedoch bereits im zweiten Quartal 2001.

Stodden, der im April dieses Jahres das FSC-Ruder von der gescheiterten Doppelspitze Winfried Hoffmann und Robert Hoog (inzwischen Chef von Ixos) übernahm (Computerwoche online berichtete), will bis 2003 rund 750 Millionen Euro in die Entwicklung und Vermarktung von mobilen Geräten und Lösungen investieren. Dafür sollen rund 3000 Mitarbeiter im Sales-Bereich und 1300 Angestellte in der Entwicklung abgestellt werden. Insgesamt wird die Umstrukturierung zu einem Personalzuwachs führen.

Die mobilen Produkte und Services sollen vor allem die Firmenkunden ködern. Bei dieser Zielgruppe hat der deutsch-japanische Konzern dem Marktforschungsunternehmen Dataquest zufolge im dritten Quartal 2000 besonders verloren. FSC behielt in diesem Zeitraum zwar mit einem 27,7-prozentigen Marktanteil die PC-Krone in Deutschland, büßte gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresquartal jedoch 3,5 Prozent ein. Der gesamteuropäische Marktanteil des Computerherstellers schrumpfte von 11,9 auf 10,1 Prozent.

Noch ist die "Mobility"-Strategie des Unternehmens recht vage, konkret beschlossen wurde lediglich eine Kooperation mit Siemens Information und Communication Mobile (Siemens ICM). Im Rahmen dieser Partnerschaft sollen mobile Internet Appliances entwickelt und vermarktet werden. Bezüglich der Einzelheiten hält sich FSC jedoch bedeckt, nur so viel ist klar, es geht unter anderem um die Entwicklung von Handheld-Geräten. Die Entscheidung, welches Betriebssystem auf den künftigen PDAs (Personal Digital Assistants) zum Einsatz kommen soll, ist laut Unternehmenssprecher Lothar Lechtenberg noch nicht gefallen. Er erklärte gegenüber der COMPUTERWOCHE: "Ich habe den Eindruck, da wird man sich noch etwas gedulden müssen."

Andere Partnerschaften von FSC befinden sich derzeit erst in Planung. Anvisiert ist eine Allianz mit Siemens Business Services (SBS) und der Fujitsu-Tochter ICL, um das Lösungsgeschäft voranzutreiben. Daneben sollen Komplettpakete angeboten werden, die aus ausgetesteter Hard- und Software im Verbund mit Diensten bestehen. Dazu will sich FSC auch der Dienste von Providern und sonstigen Serviceanbietern bedienen, denn "mobile Nutzer sollen ihre Anwendungen jederzeit sicher verfügbar haben", fordert Stodden. Die Einnahmen im Servicegeschäft, die momentan zehn Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen, sollen in drei Jahren verdoppelt werden. Bislang erwirtschaftet das Unternehmen rund 60 Prozent der Erlöse mit PCs.

Über die wirtschaftliche Situation des Unternehmens äußerte sich Stodden zufrieden. Das Geschäft sei in den letzten Monaten positiv verlaufen. Die von der Siemens AG im vierten Quartal ausgewiesenen Verluste in Höhe von 100 Millionen Euro für FSC enthalten nach seinen Angaben auch die Aufwendungen für den Übergang von SNI zum neuen Unternehmen sowie Anlaufkosten. Seit einigen Monaten erwirtschafte das Unternehmen, das keine Geschäftszahlen publizieren darf, Gewinne, versichert der CEO.