Forschungsbericht des BMFT vorgelegt

Für mittelgroße Unternehmen ist die Einführung von CIM ein Risiko

27.12.1991

MÜNCHEN (CW) - Um eine Einschätzung der "Chancen und Risiken von CIM" hat sich eine Kommission des Bundesministeriums für Forschung und Technologie (BMFT) bemüht. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen, so eines der Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe, sind bei der Planung und Implementation einer CIM-Lösung überfordert.

In ihrer Bestandsaufnahme über die "Nutzung von DV-Systemen für die integrierte und automatisierte Produktion" haben die Forscher unter anderem Ziele und Prinzipien der CIM-Einführung ermittelt. Nicht allein der Technikeinsatz, sondern vor allem die Straffung und Systematisierung betrieblicher Informations- und Kommunikationsbeziehungen sind demnach für erfolgreiche Konzepte wichtig. Der Gesamtprozeß der Produktion ist zu rationalisieren, nicht allein der einzelne Arbeitsplatz. Organisation, Personaleinsatz und Personalstruktur sind vom CIM-Einsatz maßgeblich betroffen.

Wenig Mut machen die Forscher den Unternehmen, die ihre CIM-Einführung minutiös planen wollen: Die Einführung sei kein zeitlich abgrenzbarer Vorgang, sie verlange eine "langfristig prozeßhaft orientierte Strategie". Ein schlüsselfertiges CIM-Konzept gibt es nicht - jedes Unternehmen muß sein eigenes Konzept erarbeiten, vorrangige Ziele definieren und den zu beschreitenden Weg festlegen.

Planungs- und Einführungsprozeß sind also entscheidend. Dabei orientiert sich die Planung an Arbeitsablauf-Strukturen und ihren Veränderungen. Das Technikkonzept wird erst relevant, nachdem die maßgeblichen Organisationsentscheidungen getroffen sind. Schluß macht die Kommission in ihrem Gutachten mit dem Gerücht, CIM-Lösungen könnten die Bedeutung menschlichen Experten- und Erfahrungswissens schmälern. Richtig sei, daß besondere menschliche Fähigkeiten mit der Leistung der DV kombiniert würden.

Auch mit den Problemen, die bei der CIM-Einführung auftreten, hat sich das BMFT auseinandergesetzt. Mit Planung und Implementation haben vor allem kleine und mittlere Unternehmen Schwierigkeiten. Sie sind überfordert und zudem häufig schlecht beraten, denn das Angebot an kompetenten und unabhängigen Consultingfirmen läßt zu wünschen übrig. Organisations- und Planungsprobleme treten außerdem auf, weil bestehende Strukturen und Praktiken nicht rechtzeitig und tiefgreifend genug in Angriff genommen werden. Mängel entstehen beim Übergang auf eine neue Arbeits- und Betriebsorganisation, bei der rechtzeitigen Beteiligung der Betroffenen und des Betriebsrates, an der Gestaltung der "Mensch-System-Schnittstellen" sowie der Planung und Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen.

Technikprobleme sind unvermeidbar

Weil es an Systemkomponenten fehlt, die den neuen organisatorischen, qualifikatorischen und personalwirtschaftlichen Voraussetzungen entsprechen, sind Technikprobleme unvermeidbar. Schlechte und falsch eingeführte CIM-Lösungen belasten die Mitarbeiter und wirken sich negativ auf Leistungsfähigkeit und Motivation aus. Inwieweit CIM-Ansätze heute in der Industrie Verbreitung gefunden haben, ist ebenfalls Gegenstand der BMFT-Studie. Die Forscher weisen in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, daß ihre Aussagen nur lückenhaft und begrenzt bleiben können. Unterschieden wird zwischen der Verbreitung von CIM-Einzeltechniken wie CAD und CAM, CIM-Integrationslinien wie CAD-NC- oder CAD-PPS-Integration und zwischenbetrieblicher Vernetzung.

Bei den Einzeltechniken zeigt sich, daß etwa zwei Drittel der befragten Unternehmen des produzierenden Gewerbes mit mehr als 20 Mitarbeitern rechnerunterstützte Systeme im Bereich Materialwirtschaft einsetzen. Etwa 40 Prozent arbeiten mit CNC-Werkzeugmaschinen, je ein Drittel mit PPS-Systemen im Bereich Zeitwirtschaft und mit CAD. Industrieroboter werden von zehn Prozent der Unternehmen genutzt, flexible Fertigungssysteme von fünf Prozent.

CIM-Integrationslinien sind weniger verbreitet. Vorreiter sind hier Unternehmen aus dem Maschinenbau und der elektrotechnischen Industrie. Um Integration bemühen sich vor allem Unternehmen, die CAD- und PPS-Systeme zwecks Austauschs von Stücklisten und Teilestammdaten zusammenbringen wollen.

Gefragt ist zudem die Integration von Betriebsdatenerfassung und PPS, die Verbindung von rechnergestützter Arbeits- und Produktionsplanung sowie die Verwendung von Daten zur Werkstückgeometrie aus CAD-Systemen für die Erzeugung von Programmen zur Steuerung von CNC-Maschinen in der Fertigung.