Das Ende des Gratis-Webs zeichnet sich ab

Für Internet-Inhalte müssen Surfer künftig zahlen

10.08.2001
KÖLN (sra) - Bisher war das Internet ein Gemischtwarenladen, in dem es nichts kostete, sich umzusehen. Diese Zeiten neigen sich jetzt womöglich dem Ende entgegen, denn die Werbeeinnahmen fließen spärlich und reichen nicht, um die Ausgaben für die Sites zu decken. Bezahlte Inhalte werden hoffähig.

"If you can´t bill it, kill it" - unter dieses Motto hatte die Firstgate Internet AG aus Köln ihr einjähriges Firmenjubiläum gestellt. Mit anderen Worten: Die Websites, deren Besuch dem Surfer nicht wenigstens einen kleinen Obulus wert sind, kann man getrost auch ganz abschalten. Sie interessieren wahrscheinlich ohnehin niemanden. Bei der Bepreisung handelt es sich in der Regel um Beträge zwischen 50 Pfennig und zehn Mark, die etwa für den Abruf des Wetterberichts der Region via SMS oder das Einstellen eines Fotos zu einer Anzeige (Autoscout 24) verlangt werden. Auch die Stiftung Warentest bietet Testberichte zum Download gegen Entgelt an. Doch bisher galt das kostenlose Surfen als heilige Kuh. Es hieß, Surfer würden Bezahlung für Informationen im Internet und andere Inhalte kategorisch ablehnen. Eine Befragung, die Firstgate-Chef Norbert Stangl zitierte, stellt das in Frage. Ihr zufolge wäre beinahe jeder zweite Nutzer willens, für interessanten Content Geld auszugeben. Laut Stangl scheiterte die Umsetzung bisher aber häufig daran, dass kein adäquates Bezahlsystem vorhanden war. Auch das habe sich inzwischen geändert.

Die herrschende Krise der New Economy und die derzeit nur spärlich tröpfelnden Werbeeinnahmen haben der Frage nach der Bezahlung von Content eine neue Dringlichkeit verliehen. Auch Information und alle anderen Inhalte sind Güter, deren Produktion Geld kostet. Unternehmen produzieren sie nur, wenn sie dafür entlohnt werden. Doch der Kunde zahlt nicht für jede Art von Content, sondern nur für solchen, der besonderen Kriterien genügt, etwa Exklusivität, Mobilität, Personalisierung und/oder technischen Mehrwert.

"Wir glauben an eine Kombination aus Bannerwerbung und der Abrechnung von Inhalten", resümiert Stangl daher. Professor Hermann Simon von der Unternehmensberatung Simon, Kucher & Partner stimmt dem im Prinzip zu: "Der Knaller kann nur Premium-Content werden." Dabei müsse geprüft werden, für welche Inhalte man überhaupt Geld verlangen könne. "Heute macht nur die Sexindustrie mit Content Gewinn", provoziert Simon.