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Fronten zwischen Oracle und Peoplesoft verhärten sich

22.11.2004

"Die Eigentümer von Peoplesoft haben gesprochen und sich mit einer überwältigenden Mehrheit für den Verkauf an Oracle ausgesprochen", bewertete Oracle-Chef Lawrence Ellison am Wochenende das Votum der Peoplesoft-Aktionäre. Bis zum Ablauf der Frist in der Nacht vom 19. auf den 20. November wurden dem Datenbankspezialisten knapp 229 Millionen Peoplesoft-Anteile zum Verkauf zugesagt. Das entspricht einem Anteil von über 60 Prozent.

Jetzt sei es an der Zeit, die Sache zu Ende zu bringen, heißt es in einem offenen Brief der Oracle-Führung an das Peoplesoft-Management. Dies diene dem Wohl der Peoplesoft-Aktionäre, -Kunden und -Angestellten. In dem Schreiben betont Oracles Chairman Jeffrey Henley noch einmal die Vorteile der geplanten Akquisition. Nur ein kombiniertes Unternehmen könne den Konkurrenten Microsoft und SAP die Stirn bieten. Das Angebot von 24 Dollar je Peoplesoft-Aktie sei fair und werde von einer breiten Mehrheit unterstützt. Daher müsse die Peoplesoft-Führung ihre Abwehrmaßnahmen einstellen und in abschließende Verhandlungen einwilligen, heißt es in dem Schreiben.

Doch davon will die Peoplesoft-Führung vor-erst nichts wissen. Die Offerte von 9,2 Milliarden Dollar sei unangemessen und entspreche nicht dem wahren Wert des Unternehmens, lautete die prompte Antwort von George Batt-le, dem Chef des Peoplesoft-Verwaltungsratsausschusses. Die Verantwortlichen berufen sich dabei auf Gespräche mit Großinvestoren. Demnach sei die Mehrheit der Aktionäre der Meinung, das Angebot von 24 Dollar sei zu gering - auch wenn ein Teil dieser Aktionäre ihre Papiere Oracle zugesagt hätten.

In ihrem Antwortschreiben loben die Peoplesoft-Verantwortlichen ihr Unternehmen in den höchsten Tönen: Seit Jahresbeginn habe man 418 neue Lizenzkunden gewonnen. Ferner seien neue Einnahmenquellen und Cross-Sell-Möglichkeiten erschlossen worden. Außerdem würden nach der Übernahme von J.D. Edwards nun Kostenspar- und Synergie-Effekte greifen. Daher sei für das kommende Jahr mit weiterem Wachstum zu rechnen. Peoplesoft sei jedoch willens, über einen angemessenen Preis zu diskutieren. "Sollte Oracle dazu bereit sein, nehmen Sie bitte direkt Kontakt mit mir auf", teilte Battle dem Oracle-Management mit.

"Wir haben offensichtlich einen toten Punkt erreicht", antwortete Oracle-Chairman Henley. Es sei nicht nachzuvollziehen, warum Peoplesoft heute mehr wert sein solle als im Frühjahr 2004 zur Zeit des 26-Dollar-Angebots. Der Ausblick des Unternehmens auf das Jahr 2005 sei unglaubwürdig, moniert der Oracle-Manager. Die positiven Nachrichten dienten allein zur Rechtfertigung, auch das aktuelle Oracle-Angebot auszuschlagen. Im Grunde seien 21 Dollar je Peoplesoft-Papier ein fairer Preis. Nur um die Sache endlich zu Ende zu bringen, habe sich Oracle dazu durchgerungen, 24 Dollar zu bieten. Henley berichtete außerdem, dass in den Tagen vor dem 19. November außerordentlich viele Peoplesoft-Aktien gehandelt wurden. Seiner Einschätzung nach hätten langjährige Großinvestoren rund 125 Millionen Anteile veräußert, zu Preisen zwischen 22,50 und 23 Dollar. Das entspricht einem Drittel des Gesamtbestandes. Das zeige die wahre Stimmung unter den Peoplesoft-Aktionären, folgert der Oracle-Manager.

"Ihre Aktionäre hatten mehr als eineinhalb Jahre Zeit, die Angebote zu vergleichen und haben sich für Oracle entschieden", appellierte Henley weiter an die Peoplesoft-Führung. "Die Anteilseigner sollten nicht noch weitere Monate warten müssen." Er forderte das Peoplesoft-Management nachdrücklich dazu auf, die Abwehrmaßnahmen fallen zu lassen und endlich in den Verkauf des Unternehmens einzuwilligen. (ba)