Fraunhofer-Forum will jaehrlich technologische Themen diskutieren Fehlende Grundlagen erschweren die weltweite TK-Kommunikation

14.04.1995

MUENCHEN (CW) - Ueber Chancen und Potential der Kommunikation via Datenautobahn diskutierten die Teilnehmer des 1. Fraunhofer-Forums in Muenchen unter dem Titel "Kommunikation ohne Verkehr?". Die Veranstaltung soll kuenftig im jaehrlichen Turnus die Diskussion ueber aktuelle, technologisch relevante Themen foerdern. Dabei wendet sich die neue Plattform nicht nur an Ingenieure, sondern auch an Interessenten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.

Im Mittelpunkt des ersten Treffens stand die Frage, wie sich der steigende Strassenverkehr teilweise durch moderne Kommunikationsmittel ersetzen lassen koennte. Dabei ist nach Ansicht der Teilnehmer die Chance, die Zahl der Fahrten zu reduzieren, bereits weitgehend ausgereizt. So geht eine Studie des Fraunhofer-Instituts fuer Systemtechnik und Innovationsforschung davon aus, dass sich der Anteil des Berufs- und Geschaeftsverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen bis zum Jahre 2005 mit Hilfe der Telekommunikation von rund 34 auf 28 Prozent senken laesst. Telearbeit und -ausbildung seien etwa bei Inspektion, Edition, Konferenzen, Bibliotheken, Vorlesungen und Seminaren denkbar.

Geht es um die notwendigen Voraussetzungen fuer die neuen Datenautobahnen, so sind sich die Teilnehmer weitgehend darueber einig, dass in Deutschland die notwendigen Glasfaserkabel flaechendeckend verfuegbar sind. Die Nutzung dieser Infrastruktur stecke allerdings noch in den Kinderschuhen - von wenigen Pilotanwendungen abgesehen.

Einen wesentlichen Grund dafuer sieht man in den fehlenden technischen Grundlagen fuer den Austausch von Text und Ton, Bild und Film via Netz. Erschwerend komme hinzu, dass die bestehende Standardsoftware wie etwa Textverarbeitungsprogramme nur ungenuegend auf den vernetzten Einsatz vorbereitet sei. Hier muesse, so die Forderung, der Code um Groupware-Elemente erweitert werden. Auch die Kommunikation zwischen verschiedenen Betriebssystemen im Netz bereite noch Probleme.

Basierend auf diesen Erkenntnissen, fordert das Fraunhofer-Forum eine geaenderte Verkehrspolitik, um der Telekommunikation zum Durchbruch zu verhelfen. Den Schluessel hierzu sehen die Forscher in der "Kostenwahrheit" sowie in "Knappheitspreisen", da, so ihre Schlussfolgerung, erst durch den Abbau der "Subventionierung" des Automobils ein Markt fuer den Ersatz von Verkehr durch Telekommunikation geschaffen werde.