KI macht's möglich

Frankreichs Fiskus entdeckt 20.000 nicht gemeldete Pools

30.08.2022
Von Redaktion Computerwoche
Französische Steuerbehörden haben mithilfe einer KI-Software Tausende nicht gemeldeter privater Swimmingpools entdeckt - und die Besitzer mit Rechnungen in Höhe von insgesamt zehn Millionen Euro beglückt.
Eine KI hat über 20.000 illegale Swimmingpools in Frankreich entdeckt. Auch nicht genehmigte Gebäude dürften bald automatisiert aufgespürt werden können.
Eine KI hat über 20.000 illegale Swimmingpools in Frankreich entdeckt. Auch nicht genehmigte Gebäude dürften bald automatisiert aufgespürt werden können.
Foto: Soloviova Liudmyla - shutterstock.com

Laut verschiedenen französischen Medien kam dazu ein von Google und Capgemini entwickeltes System zum Einsatz, das Schwimmbäder auf Luftbildern erkennt und die Daten mit denen in den Grundbuch-Datenbanken abgleicht. Das System war vor einem Jahr versuchsweise in neun französischen Departements eingeführt worden. Bis zum 29. August 2022 hat es nach Angaben französischer Finanzbehörden 20.356 illegale Pools entdeckt. Laut Statista zählt das Land insgesamt rund 3,2 Millionen private Schwimmbäder. Jetzt soll der Einsatz der Software auf ganz Frankreich ausgedehnt werden.

Bauliche Veränderungen an Immobilien und eben auch Swimmingpools müssen den französischen Finanzämtern binnen 90 Tagen nach der Fertigstellung gemeldet werden. Die Grundsteuer bemisst sich in Frankreich am Mietwert einer Immobili, und sie steigt, wenn ein Haus etwa mit einem Pool aufgewertet wird. Ein typisches privates Schwimmbad von 30 Quadratmetern kostet die Besitzer jährlich rund 200 Euro zusätzlich an Steuern.

"Wir haben es auch auf die Veranden abgesehen"

Die Behörden wollen das System nun auch nutzen, um leerstehende Immobilien, nicht gemeldete Anbauten, Erweiterungen und Veranden zu erkennen. "Wir haben es vor allem auf Anbauten wie Veranden abgesehen", sagte Antoine Magnant, der stellvertretende Generaldirektor für öffentliche Finanzen, der Zeitung "Le Parisien". Die Aufgabe sei nicht trivial, da die Software im schlechtesten Fall auch Gebäude mit einer Hundehütte oder einem Kinderspielhaus anzeigen könne. Auch müsse es sich bei einer rechteckigen Form auf einem Luftbild nicht unbedingt um einen Anbau handeln: Ein Gartenzelt, eine Terrasse oder eine auf dem Boden liegende Plane könnten ebenfalls dahinterstecken.

Noch im April hieß es, die Software von Google und Capgemini weise eine Fehlerquote von 30 Prozent auf. Sie verwechsele Sonnenkollektoren mit Swimmingpools und tue sich schwer, steuerpflichtige Anbauten, die unter Bäumen oder im Schatten eines Grundstücks versteckt sind, aufzuspüren. Allerdings sind derzeit Entwicklerteams damit beschäftigt, die Technologie zu perfektionieren.

Die Maßnahme kommt zu einem Zeitpunkt, an dem französische Umweltschützer ein Verbot privater Schwimmbäder fordern, nachdem die Hitzewelle in den letzten Wochen zu verheerenden Waldbränden und anhaltender Wasserknappheit geführt hatte. (hv)