Konsolidierung im Marktforschungsmarkt

Forrester Research schluckt Giga Group

31.01.2003
MÜNCHEN (CW) - Nach dem Beratermarkt zeichnet sich nun auch unter den Marktforschern eine Konsolidierung ab: Der vorrangig auf IT-Themen spezialisierte Anbieter Forrester Research hat angekündigt, seine Konkurrentin Giga Information Group zu übernehmen.

Für 60 Millionen Dollar in bar will Forrester Research mit Sitz in Cambridge, Massachusetts, die ebenfalls in Cambridge ansässige Giga Information Group kaufen. Damit gewinnt Forrester auf einen Schlag rund 900 Kunden hinzu. Firmengründer und CEO (Chief Executive Officer) George Colony hofft, auf diese Weise die weltweite Nummer zwei im Geschäft mit Research-Dienstleistungen nach Marktführer Gartner, die Stamforder Meta Group, überholen zu können.

Vor allem wegen seines Know-hows bei E-Government- und Investorthemen sei Giga ein attraktiver Kandidat. Zudem habe sich Gigas Strategie, die Forschungsergebnisse direkt an die IT- und Personalabteilungen zu verkaufen, speziell in Krisenzeiten als erfolgreicher als die sonst für die Branche übliche Adressierung der Marketing-Manager erwiesen.

Wie die meisten auf den Technologiesektor spezialisierten Resarch-Firmen leiden Giga und Forrester unter der anhaltenden Flaute des IT-Sektors, da viele Unternehmen auch an den Ausgaben für Marktforschung sparen. Bei Giga ist der Umsatz im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf 15 Millionen Dollar eingebrochen. Vor allem aber Forrester, bekannt geworden durch seine optimistischen Studien über die Entwicklung von Internet und E-Commerce, verzeichnete herbe Einbußen: Im dritten Quartal sind die Einnahmen um 36 Prozent - von 34,4 Millionen auf 21,9 Millionen Dollar - gesunken. Der Umsatz für das Gesamtjahr 2002 wird Schätzungen von Finanzexperten zufolge nur bei 96 Millionen Dollar liegen. Im Jahr zuvor hatte Forrester noch 159 Millionen Dollar eingenommen.

Personal abgebaut

Bereits Anfang 2002 hatte Forrester angekündigt, 22 Prozent der Stellen abzubauen. Laut Colony konnte das Marktforschungsinstitut auf diese Weise im Jahresverlauf rund 20 Millionen Dollar einsparen. Sein Unternehmen besitze nach wie vor mehr als genug Bargeld, um die Übernahme zu finanzieren: "Nach Abschluss werden immer noch Cash-Reserven in Höhe von 120 Millionen Dollar übrig sein", so der Firmenchef.

Die Chefetagen haben der Akquisition bereits zugestimmt, ebenso Giga-Hauptaktionär Gideon Gartner, der das Unternehmen 1996 gegründet hatte und dem 17 Prozent der Giga-Anteile gehören. Auch der mit 15 Prozent beteiligte Großaktionär W.R. Hambrecht & Co. hat sein Jawort gegeben. Forresters Angebot wird wirksam, wenn eine Mehrheit der Anleger bereit ist, ihre Anteile einzutauschen. Und das liegt nahe, da Forrester für jede ausstehende Giga-Aktie großzügige 4,75 Dollar in bar zahlen will.

Mit der Akquisition von Giga durch Forrester gewinnt die sich bereits seit einiger Zeit abzeichnende Konsolidierung im Markt für Technologie-Research an Fahrt. Auch das auf Internet-Themen spezialisierte Unternehmen Jupiter Media Metrix sucht nach einem finanzkräftigen Fusionspartner, nachdem der geplante Deal mit Nielsen/Netratings vor einem Jahr am Widerstand der Kartellbehörden gescheitert ist. (sp)