Komponentenhersteller mausert sich zum Rechnerproduzenten:

Force Computers debütiert mit 32-Bit-System

16.01.1987

MÜNCHEN (ch) - Mit dem "Focus 32" stellt der deutsch-amerikanische Hersteller Force Computers einen auf dem VME-Bus-System basierenden 32-Bit-Rechner vor. Die neue Maschine ist für industrielle Anwendungen wie Prozeßsteuerungen und Softwareentwicklung konzipiert, besitzt aber auch Eigenschaften, die für die Büroautomation relevant sind.

Als CPU fungiert ein Motorola-Prozessor 68020, wie dies bei VME-Bus-orientierten Systemen der Brauch ist; jedoch befindet sich eine Ausführung mit Intels 32-Bit-Chip 80386 in Vorbereitung und soll im zweiten Quartal '87 lieferfertig sein. Darüber hinaus verfolgt der Hersteller für die Zukunft ehrgeizige Ziele: Durch Austausch der Zentraleinheit soll das System in einen Parallelrechner mit rund 200 Mips verwandelt werden können.

Der Focus 32 verfügt über einen lokalen Bus zum Zugriff auf einen schnellen Arbeitsspeicher und einen 32 Bit weiten VME-Bus, der die I/O-Interfaces ansteuert. Dieser bedient auch den intelligenten Massenspeicher-Controller, der seinerseits über einen SCSI-Bus mit der Festplatte und bis zu vier Diskettenlaufwerken kommuniziert. Zugriff auf den VME-Bus hat außerdem ein intelligenter I/O-Prozessor zum Anschluß von Terminals, Workstations und dergleichen. Aufgebaut ist das Gerät in modularer Bauweise. Das als Tisch- oder Standardausführung lieferbare Metallgehäuse sieht sechs freie Steckplätze für Erweiterungskarten vor.

Hinsichtlich der Zentraleinheit bietet Force Computers Ausführungen mit Taktraten von 16 bis 25 Megahertz an. Entsprechend variieren die Durchsätze zwischen zirka zwei und fünf Mips. Die Maschinen laufen entweder unter dem Echtzeit-Multiuser-Betriebssystem PDOS oder unter Unix V.2.

Die PDOS-Ausführung, optimiert für Prozeßdatenverarbeitung, verfügt über einen Arbeitsspeicher von 1 MB sowie eine EPROM-Kapazität von 512 KB. Der Speicher ist als Dual-Port-Ausführung gehalten, was DMA-Zugriffe ohne Unterbrechung der Prozessortätigkeit ermöglicht. Alle Zugriffe erfolgen ohne Wartezyklen. Ein Task-Wechsel benötigt 21 Mikrosekunden, die Interrupt-Verzögerungszeit beläuft sich auf vier Mikrosekunden. Das Betriebssystem ist voll EPROM-fähig, was die Konfiguration laufwerkloser Maschinen für rauhe Umgebungen ermöglicht. Entsprechend sieht Focus die Einsatzmöglichkeiten dieser Maschine in der Roboter- oder Prozeßsteuerung oder auch als Entwicklungssystem für Echzeit-Software.

Die Unix-Ausführung unterscheidet sich hardwareseitig von der PDOS-Variante durch die niedrigere Taktfrequenz von 16 Megahertz, eine PMMU (Paged Memory Management Unit) für virtuelle Speicherverwaltung und eine zusätzliche Arbeitsspeicher-Kapazität von bis zu vier MB über den VME-Bus. Außerdem läßt sich auch der lokale Speicher bis auf vier MB ausbauen. Anwendungen sieht der Hersteller im CAD-Bereich, als Mehrbenutzer-Entwicklungssystem oder als grafisches Subsystem an Großrechnern.

Zur Bildschirmdarstellung stehen mehrere Grafik-Controller mit Auflösungen zwischen 800 mal 600 und 1600 mal 1280 Bildpunkten zur Verfügung, wobei die hohe Pixelrate von 64 Megahertz nach Force-Angaben Grafikanimationen ermöglicht. An Massenspeichern bietet der Hersteller eine 150-MB-Festplatte mit 23 Millisekunden mittlerer Zugriffszeit ebenso an wie Laufwerke für 5 1/4-Zoll-Disketten, von denen sich bis zu vier Stück an den Focus 32 anschließen lassen. Optional ist auch ein Streamer mit 120 MB erhältlich. Die Maschine ist in der Lage, über Ethernet mit anderen Rechnern Daten auszutauschen. Je nach Ausstattung kosten die Systeme zwischen 45 000 und 55 000 Mark.

Informationen: Force Computers GmbH, Daimlerstraße 9, 8012 Ottobrunn,

Telefon 089/ 6 00 91-0.