Fokus auf Groupwise befuerchtet Diffuse Messaging-Plaene von Novell verunsichern Anwender

27.04.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Zum Leidwesen vieler Applikationsentwickler hat die Novell Inc. bisher keine eindeutige Stellungnahme zu ihrer Messaging-Strategie abgegeben. Der Grund fuer die Verunsicherung ist in den Nachwirkungen der Uebernahme von Wordperfect im letzten Jahr zu finden. Zwar hatte das Unternehmen Ende 1994 einen Migrationsplan zur Verschmelzung eigener MHS-Services mit dem E- Mail-System "Groupwise" von Wordperfect praesentiert, geschehen ist allerdings wenig.

Waehrend einige MHS-Anwender und Entwickler in den Plaenen noch Ansaetze einer konsequenten Strategie zu erkennen glaubten, sind viele Entwickler weiterhin ratlos angesichts der Vorgehensweise bei Novell. Zum einen unterstuetzen die Messaging Handling Services (MHS) den applikationsunabhaengigen Nachrichtentransport in der Netware-Umgebung, arbeiten also mit E-Mail-Loesungen wie "Da Vinci",

"Notework" oder "Beyondmail", andererseits setzt Novell auf das E- Mail-System "Groupwise" von Wordperfect.

Dass die Kritik am unklaren Kurs der Netzwerk-Company durchaus berechtigt ist, gestand kuerzlich auf der Networld+ Interop '95 in Las Vegas ein Novell-Mitarbeiter ein: "Wir haben angekuendigt, dass MHS und Groupwise innerhalb eines Jahres integriert werden, bisher haben wir nichts getan", uebte sich Dave Clare, Novells Product- Line-Manager fuer Schluesseldienste, in Selbstkritik.

Voellig unbeantwortet ist beispielsweise die Frage, wie Entwickler das Simple Message Format (SMF) 70 und seine neue Version 71 unterstuetzen sollen. Beides sind Application Programming Interfaces (APIs) fuer MHS innerhalb der Novell-Strategie "Collaborative Computing", die eigentlich als Antwort auf den "Exchange Server" von Microsoft gedacht war.

MHS ist nur inkonsequent in Netware 4.1 integriert

Anwender sorgen sich um Novells MHS-Strategie und befuerchten eine Fokussierung auf Groupwise. Angemahnt wurde vor allem die unzureichende Implementation von MHS in Netware 4.1. Jim Braun, Projektkoordinator an der Kansas University in Manhattan, schimpfte, er wuerde Novell gern einige Probleme schildern die er mit dem Global MHS habe, einem Netware Loadable Module fuer Netware 3.x. Das Modul sei nicht fuer Netware 4.1-Umgebungen geeignet, so dass seine Anwender weder direkten Zugang zum Simple Mail Transfer Protocol noch zu X.400-Diensten haetten. Zudem lasse sich Remote MHS nur mit einem Umweg ueber einen Netware-3.1-Server nutzen.

Der im Global MHS implementierte Verzeichnisdienst sei inkompatibel zum Directory-Service in Netware 4.1, beschwerte sich auch Bob Harbison, Netzwerk-Consultant in Sausalito, Kalifornien. Netzadministratoren koennen somit den globalen Verzeichnisdienst nur im Emulationsmodus verwenden.

Novell hofft, das Problem mit den globalen Zugriffsmodulen im derzeit laufenden Betatest zu beheben, in dem auch die Verbindung zwischen Global MHS und Netware 4.1 unter die Lupe genommen wird. Ausserdem versucht Novell, die MHS-Gemeinde in die Ueberarbeitung der Strategie zu involvieren und Vorschlaege einfliessen zu lassen. "Das sollte dann die Bedenken ueber Novells Vorgehensweise ausraeumen", vermutet Clare.

Eine Migration zu Groupwise ist bei Herstellern von MHS-Loesungen jedoch unpopulaer. "Fuer Anbieter von MHS-Loesungen waere ein Schwenk zu Groupwise eine schwere Buerde, denn wir wollen unsere Anwenderbasis nicht verlieren", sagte Brett Warthen, Chief Executive Officer bei Infinite Technologies Inc. in Owing Mills. Der Vorteil von MHS sei die Unabhaengigkeit von der Front-end- Applikation gewesen, fuegte er hinzu. Die E-Mail-Applikation Groupwise aendere diese Strategie, denn Novell bevorzuge die Messaging-Applikation aus eigenem Hause.