Höhere Akzeptanz in anderen europäischen Ländern

Fernlehre ist in Deutschland nicht voll anerkannt

27.04.2001
DÜSSELDORF (CW) - Weiterbildung ist in Deutschland häufig mit Präsenzlernen verbunden. Die 20. Weltkonferenz für Fernlehre und Fernstudium in Düsseldorf, an der rund 1300 Bildungsfachleute aus über 100 Ländern teilgenommen haben, zeigte Alternativen auf.

Der Veranstalter, das International Council for Open Learning and Distance Education (ICDE), hatte die Frage nach der Gestaltung des Lernens in naher Zukunft in den Mittelpunkt der Konferenz gestellt. In über 200 Vorträgen, Präsentationen, Demonstrationen, Workshops und Diskussionen ging es eine Woche lang um schulische und berufliche Bildung. Die Teilnehmer und Gäste aus Politik und Wirtschaft versuchten aus ihrer Sicht, darauf eine Antwort zu finden.

So diskutierten sie unter anderem den Einsatz und die Auswirkung der neuen Medien auf das Lernen. Zum Beispiel am "German Distance Learning Day", wo es speziell um Situation und Perspektive in Fernlehre und Fernstudium im deutschsprachigen Raum ging. "Der Markt für Fernunterricht hat im Jahr 1999 im Vergleich zu 1998 enorme Zuwachsraten zu verzeichnen", so Martin Kurz vom Deutschen Fernschulverband (DFV) in Hamburg. Um rund 14 Prozent stieg die Zahl der Teilnehmer, die sich vor allem in den Bereichen Wirtschaft und Technik weiterbildeten. "Für das Jahr 2000 rechnen wir mit ähnlichen Zahlen", gab Kurz bekannt.

Das hat auch Auswirkungen auf die rund 240 deutschen Anbieter von Fernunterricht, darunter Verlage, Industrie- und Handelskammern, Schulen, Kirchen und Verbände. Die Branche rüstet sich für einen erneuten Zuwachs und steigende Nachfrage nach Bildung mit inhaltlich weitgehend spezialisierten Angeboten für breite Lernerschichten. Schon heute stellen zwar die 25- bis 35-Jährigen und das Thema berufliche Qualifikation beim Fernunterricht die stärkste Fraktion. Aber Kurz will die Fernlehre auch als Alternative zum Präsenzlernen bei Schülern stärker ins Gespräch bringen. Denn die Schülerzahlen sinken beständig. Weniger Schüler, weniger Schulen, weitere Wege, lautet die Rechnung des DFV, der darin eine Chance sieht, dem Medium andere Zielgruppen zu erschließen.

Zu mehr Akzeptanz soll auch der Einsatz der elektronischen Medien verhelfen, die das herkömmliche Portfolio der klassischen Lehr- und Lernmittel ergänzen. "Noch immer ist Fernunterricht in Deutschland nicht als gleichwertig anerkannt", klagt Kurz. Das ist in manchen europäischen Ländern anders. In Spanien nehmen heute 14-mal, in den Niederlanden 19-mal so viele Menschen an Fernlehrgängen teil wie in Deutschland.