Deutsche Anwender wollen neueste Technik

Europaeische User zeigen recht unterschiedliches DV-Verhalten

22.10.1993

MUENCHEN (CW) - Die europaeischen Anwender lassen sich nicht alle ueber einen Kamm scheren. Die Deutschen sind technisch sehr innovativ und lieben ihre Unabhaengigkeit, Italiener zeigen sich eher konservativ, Franzosen tendieren zu zentralistischen Systemen und vertrauen auf externe Dienstleister. Im Gegensatz dazu geben die USA ein sehr viel einheitlicheres Bild ab.

Auf den ersten Blick weisen der europaeische und der amerikanische Markt viele Uebereinstimmungen auf. Beide nehmen je 35 Prozent der weltweit produzierten DV-Produkte ab und verzeichnen aehnliche Wachstumsraten. Auch bei der Zusammensetzung des DV-Konsums gibt es zwischen Alter und Neuer Welt Parallelen. Software und Services beanspruchen ueber 50 Prozent des Markts, PCs rund ein Viertel. Zu diesem Ergebnis kommt das Kronberger Marktforschungsinstitut IDC.

Allerdings bestehen zwischen der DV-Welt in den USA und Europa beachtliche Unterschiede, und das sowohl aus Sicht des Endbenutzers als auch aus der der DV-Haendler und Hersteller. So existieren beispielsweise in Europa zahlreiche Sprachen und ein von Land zu Land unterschiedlicher Grad an DV-Durchdringung.

Deutschland beansprucht laut IDC-Studien rund ein Viertel des gesamten europaeischen Markts, gefolgt von Frankreich, Grossbritannien und Italien. Zwei Drittel der in Europa nachgefragten DV-Gueter landen in diesen vier Laendern. Auf die restlichen Nationen entfallen rund 30 Prozent, wobei keine mehr als zehn Prozent Anteil am europaeischen Gesamtmarkt aufweist. In den USA hingegen gibt es zwar Industriezentren mit hohen DV- Umsaetzen, insgesamt sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten aber bei weitem nicht so gross, wie dies in Europa der Fall ist.

Zudem zeigen Untersuchungen von IDC, dass sich das Anwenderverhalten in den einzelnen europaeischen Laendern deutlich unterscheidet. So geben sich die deutschen User gegenueber Neuerungen aufgeschlossener als ihre Nachbarn. Zudem scheuen sie die Abhaengigkeit von einem Hersteller. Da sie die Kontrolle ueber ihre Informationsverarbeitung selbst behalten wollen, entscheiden sie sich in der Regel gegen die Einschaltung externer Dienstleister.

Franzoesische Anwender tendieren zumeist zu zentralistischen DV- Architekturen. Zudem sind sie im Gegensatz zu ihren deutschen Kollegen gegenueber externen Serviceanbietern sehr aufgeschlossen, berichtet IDC weiter.

Italien sei in erster Linie durch kleine Anwenderunternehmen gepraegt, die in puncto DV relativ konservativ agieren. So konnten die IT-Anbieter letztes Jahr mit 286-Rechnern gute Geschaefte machen, auch wenn die Nachfrage in der zweiten Jahreshaelfte zurueckging.

Das Gegenteil, so IDC weiter, sei in Skandinavien der Fall. Hier bemuehten sich die Unternehmen, auf dem neuesten technischen Stand zu sein.

Insgesamt soll, so prognostizieren die Analysten, der europaeische DV-Markt 1993 um vier Prozent wachsen. Mit einer staerkeren Belebung rechnen die Marktforscher 1994. Dann solle das Absatzvolumen rund 6,5 Prozent mehr betragen. Insgesamt wachse der Markt zwischen 1992 bis 1997 um 40 Prozent, von 128 Milliarden auf 180 Milliarden Dollar.

Der Loewenanteil solle 1997 in den Bereich Professional-Services fallen, in dem rund 29 Prozent des Gesamtumsatzes erwirtschaftet werden.