EG-Zentrum für die Förderung der Berufsbildung, Berlin:

Europäische Schulen stellen sich auf DV ein

21.02.1986

BERLIN (CW) - Quer durch Europa gehen die Anstrengungen, das Thema High-Tech direkt in die Berufsbildung miteinzubeziehen. In vielen Ländern wird damit bereits in den Sekundarstufen der Schulen begonnen. Mittelpunkt und Koordinierungsstelle dieser Bemühungen ist das in Berlin ansässige "Europäische Zentrum für die Förderung der Berufsbildung", nach seiner französischen Bezeichnung kurz "Cedefop" genannt.

Die EG-Einrichtung Cedefop in Berlin wurde 1975 gegründet als eine Antwort der Europäischen Gemeinschaften auf die Herausforderungen des technischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandels und auf die sich bereits abzeichnende Krise auf dem Arbeitsmarkt.

Über die neuesten Entwicklungen informieren zweimal im Jahr Vertreter der für Berufsbildung zuständigen nationalen Behörden der

EG-Mitgliedsstaaten in einer Publikation des Cedefob. Hier einige Auszüge aus den Kurzberichten verschiedener Mitgliedsstaaten sowie ein Bericht über Datenbanken für Berufsbildung in den Vereinigten Staaten.

In der Bundesrepublik Deutschland ist das Aktionsprogramm des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft "Neue Technologien in der beruflichen Bildung" in vollem Umfang angelaufen. Seit Herbst vergangenen Jahres erscheint regelmäßig der Informationsdienst "Technologische Information und berufliche Bildung für Aus- und Weiterbildung in Betrieb und Schule". Um die neuen Technologien in Klein- und Mittelbetrieben schneller vermitteln zu können, wurde beschlossen, überbetriebliche Ausbildungsstätten zusätzlich zu fördern.

Das "Projekt zur Einschleusung von Schulabgängern in Informatisierungsberufe" ist im vergangenen Jahr in den Niederlanden angelaufen. Damit wird beabsichtigt, Schulabgänger durch unmittelbare Eingliederung in Betriebe und Einrichtungen, die bereits über das nötige Know-how und entsprechende Erfahrung verfügen, in Theorie und Praxis für Informatikberufe heranzubilden. Das Projekt ist zeitlich vorerst auf drei bis fünf Jahre begrenzt.

Ab dem Schuljahr 1985/86 soll in 30 Bildungseinrichtungen aller Träger im flämischen Sprachgebiet Belgiens mit einem Versuch zur Reform des technisch-technologischen Unterrichts begonnen werden. Hierbei sollen Computerkunde und die neuen Technologien in den Unterricht miteinbezogen werden. Voraussichtlich wird diese Unterrichtsform dann mit Beginn des Schuljahres 1986/87 allgemein eingeführt. Gleichzeitig ist geplant, ab dem Schuljahr 1985/ 86 in etwa 100 Sekundarschulen aller Bildungsträger einen Versuch mit einem Kursus in "Informationskunde" zu beginnen. Ziel dieses Kursus ist es unter anderem, den Schülern die erforderlichen Grundkenntnisse in Informatik zu vermitteln und mit der Benutzung von Computern vertraut zu machen.

In Griechenland wird derzeit eine große Anzahl von Spezialisierungsprogrammen auf den Gebieten Technik und neue Technologien sowie im tertiären Sektor durchgeführt. Die Vermittlung von Qualifikationen in Mikroelektronik und in den Spitzentechnologien der Metall- und Verfahrenstechnik gehört zu den Zielvorgaben der griechischen Behörden gemäß dem Fünfjahres-Entwicklungsprogramm.

USA lassen Datenbanken sprechen

Informationen aller Art über berufsbezogene Datenbanken in den Vereinigten Staaten erhält man beim "National Center for Research in Vocational Education". Via diese Datenbanken kann man Material über eine Vielzahl von Themen ausfindig machen. Vier Online-Datenbanken sowie ein elektronisches Postnetz sollen an dieser Stelle genannt sein.

Wer sich beispielsweise für das Thema Curriculum interessiert, wendet sich an die Datenbank VECM (Vocational Education Curriculum Materials).

Bei Eric (Education Resources Information Center) handelt es sich um eine der größten amerikanischen Datenbanken im Bereich des Bildungswesens, die vom National Institute of Education gefördert wird. Sie besteht aus 16 themenorientierten Clearing-Stellen und deren Hilfsdiensten, die jeweils ein landesweites Informationsnetz unterhalten.

Die Datenbank Rome (Resource Organizations and Meetings for Educators) enthält Kurzreferate über gemeinnützige Organisationen im Bildungsbereich, deren Konferenzen, Projekte und Arbeitsergebnisse.

Rive ist eine Datenbank zur Verbesserung von Berufsbildungsmaßnahmen und enthält Beschreibungen von Projekten, die von der Bundesregierung finanziert und den einzelstaatlichen Bildungsministerien oder der Bundesregierung durchgeführt werden. Sie nennt auch die aus diesen Projekten resultierenden Arbeitsergebnisse. Diese vier Datenbanken haben alle etwas gemeinsam: Sie sind öffentlich zugänglich über Bibliographic Retrieval Services (BRS). Benutzer können Informationen bei Eric zusätzlich über die Datenbankanbieter Dialog und SDC abrufen.

Schließlich ist noch auf Advocne hinzuweisen. Hierbei handelt es sich um ein Netz von Erwachsenen-, Berufs- und Fachpädagogen, die durch ein von ITT Dialcom angebotenes elektronisches Postsystem miteinander verbunden sind. Der Ausbau von Advocnet wird ebenso wie VECM und Rive von der Abteilung Berufs- und Erwachsenenbildung des US-Bildungsministeriums unterstützt.

Informationen: CEDEFOP news, Berufsbildung in Europa, Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung, Bundesallee 22,D-1000 Berlin 15, Telefon 0 30/88 41 20.