Leistungsbezogene Bezahlung gefordert

EU will Exzesse bei Managergehältern verbieten

02.10.2008
Von pte pte
Einem Spiegel-Bericht unter Berufung auf EU-Kommissionspräsident José Manuel Durão Barroso zufolge will sich die EU erneut mit den Vergütungspraktiken befassen.

"Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass sich der Markt weitestgehend von selbst reguliert. Die Nagelprobe wird jedoch nächstes Jahr kommen, wenn die Umsätze vieler Unternehmen sinken", sagt Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), im Gespräch mit pressetext. Laut dem Vergütungsexperten seien die Zustände in der Bundesrepublik noch überschaubar und keineswegs mit denen in den USA zu vergleichen. Wie die Financial Times Deutschland aus einem EU-Beschlussentwurf zitiert, sollen sich die Gehälter bald vor allem an der langfristigen Rentabilität der Konzerne anstatt an kurzfristigen Gewinnen orientieren. Dabei haben es die EU-Politiker besonders auf die Bezahlung mit Aktienoptionen abgesehen. Diese bieten Anreize für Entscheidungen, die kurzfristig den Aktienwert antreiben, aber langfristig einer Firma Schaden zufügen können.

"Vor allem bei den Boni müssen sich einige Manager hierzulande Kritik gefallen lassen, da diese zum kurzfristigen Handeln verleiten", merkt Cabras gegenüber pressetext an. Den EU-Plänen nach sollen zudem "potenzielle Interessenkonflikte vermieden werden, die entstehen, wenn Manager Übernahmen durchführen, noch während sie Aktien oder Aktienoptionen des angebotenen Unternehmens halten". Darüber hinaus sollen sich die Vergütungen für Manager künftig an der jeweiligen Leistung orientieren. Bei einem Treffen der EU-Finanzminister am kommenden Dienstag in Luxemburg soll über den Entwurf beraten werden. Dem Bericht der Financial Times Deutschland nach sollen die Managergehälter zudem systematisch und bei Hauptversammlungen von den Aktionären diskutiert werden. In den kommenden Wochen soll ein Gesetzentwurf für die Begrenzung der "goldenen Fallschirme" vorgelegt werden.

Erst vergangene Woche hatte Sarkozy Millionenabfindungen für Manager, die ihr Unternehmen durch Fehler und Missmanagement in Schwierigkeiten gebracht haben, stark kritisiert. Zuvor hatte er den involvierten Unternehmerverbänden noch die Option eingeräumt, das Problem selbst zu lösen. Nur wenn dies nicht gelinge, werde der französische Staat mit einem Gesetz eingreifen, machte Sarkozy damals deutlich. Erst gestern, Mittwoch, wurde bekannt, dass Dexia-Chef Miller Abfindungen in Mio.-Höhe erhalten haben soll. Anfang der Woche konnte der Immobilienfinanzierer nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung der französischen, belgischen und luxemburgischen Regierung vor dem Zusammenbruch bewahrt werden. Miller spricht sich hingegen von allen gemachten Fehlern frei und betonte am Dienstagabend im belgischen Fernsehsender RTBF, dass er "keine Verfehlung begangen" habe. (pte)